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Darfur - Wikipedia

Darfur

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Bundesstaaten der Region Darfur
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Bundesstaaten der Region Darfur

Darfur (eigentlich Dar Fur, von arabisch: دار فور, "Land der Fur") ist eine Region im Westen des Sudan. Die Bezeichnung wird heute hauptsächlich zusammenfassend für das Gebiet der sudanesischen Bundesstaaten Gharb Darfur (West-Darfur), Schamal Darfur (Nord-Darfur) und Dschanub Darfur (Süd-Darfur) verwendet, kann aber ebenso die historische Region oder das gleichnamige Gebirge bezeichnen.

Das Gebiet der drei Provinzen grenzt an Libyen, den Tschad und die Zentralafrikanische Republik. Sie haben eine Gesamtfläche von 509.075 km² (knapp das Anderthalbfache der Größe Deutschlands) und eine Bevölkerung von etwa 5 Millionen Menschen. Die Region ist vom gleichnamigen Hochland geprägt, einer ariden Hochebene mit dem Marra-Gebirge (Dschebel Marra, eine Bergkette vulkanischen Ursprungs mit Bergen bis 3088 m Höhe) im Zentrum.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Geografie

Klimadiagramm Al-Faschir
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Klimadiagramm Al-Faschir

Durch den mittleren Teil Darfurs zieht sich von Nordosten nach Südwesten eine Reihe von vulkanischen Gebirgsmassen mit erloschenen Kratern (Dschebel Medob, bis 1100 m, Dschebel Marra, bis 1830 m hoch, mit zahlreichen anderen Spitzen, dazwischen Dschebel Tagabo und Wanda). Hier entspringen alle Gewässer, die im Norden und Nordosten den Gebirgen entströmen. Sie vereinigen sich zum Wadi el Melk, der bei Debbeh in den Nil mündet. Im Osten nimmt Wadi el Koh alles Wasser auf und verliert sich später in der weiten Ebene im Süden; im Westen führen Wadi Barreh oder Turah und Wadi Azum in das Wadi Cadja und zum Bahr el Salamat, im Süden zieht Wadi Gendi zum Bahr al-Arab. In der Regenzeit bildet der südliche Teil des Landes einen großen See, in der Trockenzeit ist der Boden von Spalten zerrissen. Der östliche Teil (Gize) ist wie der westliche sandig.

Der Norden besteht aus Trockensavanne, der Süden ist während der Regenzeit weitgehend überschwemmt. Norden und Süden sind kaum besiedelt, der Nordosten ist fast menschenleer. Die Klimastation Al-Faschir in der Mitte Darfurs weist bei ganzjährig hohen Temperaturen von mehr als 20 °C nur in den Monaten Juli und August höhere Niederschläge auf, so dass nur diese beiden Monate humid sind, während die restlichen zehn Monate arid sind. Die Jahresniederschlagssumme beträgt 305 mm; damit befindet sich dieser Bereich Darfurs nahe der agronomischen Risikogrenze. Zusätzlich wird die Situation noch durch die große Variabilität der Niederschläge verschärft, so dass das Dürrerisiko recht groß ist. Da in den letzten Jahrzehnten durch den steigenden Bevölkerungsdruck und nach einigen regenreicheren Jahren die Anbaugrenze für Hirse nach Norden verschoben wurde, kam es in darauffolgenden Dürrejahren zu katastrophalen Hungersnöten. Infolge der Entfernung der bodennahen natürlichen Vegetation und der Umwandlung in Ackerland wurde durch Deflation ein Teil des fruchtbaren Bodens weggeweht; das Ergebnis ist eine Ausdehnung der Wüsten- und Halbwüstengebiete (Desertifikation).

[Bearbeiten] Wirtschaft

Darfurs Wirtschaft basiert in erster Linie auf Subsistenz-Landwirtschaft (Regenfeldbau) mit Getreide, Obst und Tabakanbau und Viehwirtschaft im trockeneren Norden. Außerdem wird Sammelwirtschaft betrieben (Anzapfen von Gummiakazien). Das dabei gewonnene, seltene Harz Gummi arabicum wird unter vielem anderen bei der Produktion von Soft Drinks wie Coca Cola (als Emulgator) sowie von Arzneimitteln (für die konservierende Beschichtung) benötigt. Der Sudan deckt 70 bis 80 Prozent des Weltbedarfs. Wegen des aktuellen Konflikts und der damit einher gehenden Produktionsausfälle ist der Marktpreis innerhalb einiger Jahre auf das doppelte gestiegen. Es gab einen Versuch, die spezielle Baumart (Acacia senegal) in Texas anzusiedeln, jedoch hatte das Harz nicht die benötigte Qualität.

Früher war Darfur ein Zentrum des Sklavenhandels, indem es eine Route darstellte, über die afrikanische Sklaven in die arabische Welt verschleppt wurden. Die größten ethnischen Gruppen sind die stark arabisierten Fur (nach denen die Region benannt ist) und im Süden lebende Schwarzafrikaner, beide ethnisch afrikanische Völker. Die wichtigsten Städte sind Al-Faschir und Geneina.

An Metallen (Gold, Kupfer, Antimon, Blei, Eisen) scheint das Land reich zu sein.

[Bearbeiten] Geschichte

Die Ureinwohner von Darfur, die Dadscho, wurden durch den Stamm der Fur später zurückgedrängt.

Um 900 bis 1200 entstanden christliche Königreiche in der Region, diese wurden aber im 13. Jahrhundert durch muslimische Invasoren zerstört, was zu einer Islamisierung der Einwohner von Darfur führte (vgl. Tunjur). Für mehrere hundert Jahre wurde das Land durch das Reich von Kanem regiert, bis es die Herrschaft schließlich im 17. Jahrhundert abschüttelte. Die Macht ging auf ein lokales Herrscherhaus über, das Keira-Geschlecht, welches Darfur als unabhängiges Sultanat ab 1640 regierte. Der Islam wurde erst unter Soliman Solon (15961637) eingeführt.

Unter dem Vorwand, dass entflohene Mameluken in Kordofan Zuflucht fanden, sandte Mehemed Ali, Pascha von Ägypten, 1821 seinen Schwiegersohn Mohammed Bei El Defterdar gegen Darfur, das sich ihm nach einer mörderischen Schlacht unterwarf. Ein Versuch von Mohammed Bei El Defterdar den Abu Madian, einem jüngeren Bruder des Sultans Mohammed Fahdel, der von diesem in einer Art Gefangenschaft gehalten worden war, mit Waffengewalt auf den Thron von Darfur zu setzen (1833), scheiterte durch eine Meuterei der rumelischen Hilfstruppen, und Darfur wurde aufs strengste gegen Ägypten abgesperrt. Das Verhältnis zwischen Ägypten und Darfur blieb fortwährend gespannt, und die immer mehr zunehmende Macht dieses Landes, seine Ausdehnung nach Süden hin, wurde von den Sultanen aufmerksam überwacht.

Schon seit Jahren war das Verhältnis zwischen den Nachbarn ein feindseliges, das in offene Feindschaft überging, als Ägypten unter dem Einfluss der europäischen Mächte die Einfuhr der Sklaven aus Darfur verbot und damit diesem Land eine seiner reichsten Einnahmequellen verstopfte. Nachdem Sultan Brahim 1873 mit dem im Süden von Darfur stationierten ägyptischen Bei Siber in offenen Kampf geraten war, rückte von Kordofan aus ein ägyptisches Korps unter Ismail Pascha in Darfur ein, schlug Sultan Brahim, der im Kampfe fiel (Oktober 1874), und das Sultanat wurde durch ihn 1874 für Ägypten erobert.

1883 wurde Darfur von der Armee des Sudanesen Muhammad Ahmad, der sich selbst zum Mahdi ernannt hatte, erobert. Zuvor hatte er den Österreicher Rudolf Slatin, englischer Gouverneur von Darfur, zur Kapitulation gezwungen.

Das Sultanat wurde 1889 unter anglo-ägyptischer Herrschaft halbautonom. In jener Zeit wurde die Einwohnerzahl auf höchstens 1,5 Mio. geschätzt. Davon bestand die Hälfte aus den damals vorherrschenden Fur, 500.000 Arabern, im Übrigen aus Tukruri und Fulbe.

1916 führte der letzte Sultan einen Aufstand gegen das britische Imperium an. Dieser wurde niedergeschlagen, der Sultan getötet und Darfur in den britisch beherrschten Sudan eingegliedert. 1994 wurde Darfur in drei sudanesische Bundesstaaten geteilt: Nord-, Süd- und Westdarfur.

[Bearbeiten] Darfur-Krise

Hauptartikel: Konflikt in Darfur

Darfur wurde 2003 zum Schauplatz einer blutigen Rebellion gegen die arabisch-dominierte sudanesische Regierung mit zwei (schwarzafrikanischen) Rebellengruppen – der Sudanesischen Befreiungsarmee (Sudan Liberation Army, SLA) und der Bewegung für Gerechtigkeit und Gleichheit (Justice and Equality Movement, Jem), die die Regierung beschuldigen, Afrikaner zugunsten der Araber zu unterdrücken. Im Gegenzug begann die Regierung einen Feldzug mit Luftbombardements und Bodenangriffen, durchgeführt von einer arabischen Miliz, den Dschandschawid.

Letztere werden beschuldigt, schwere Menschenrechtsverletzungen begangen zu haben, darunter Massenmord, Plünderung und Vergewaltigungen der nichtarabischen Bevölkerung von Darfur. Im Frühjahr 2004 wurden mehrere tausend Menschen getötet und Hunderttausende wurden aus ihrer Heimat vertrieben, was zu einer großen humanitären Krise in der Region führte. Die Dschandschawid fallen auch immer wieder über Dörfer und Flüchtlingslager auf dem Gebiet des Tschad her.

Kriegsverbrechen und systematische „ethnische Säuberung“ – durch Völkermord und Vertreibung ins Nachbarland Tschad – sind laut Medienberichten inzwischen an der Tagesordnung. Nach UN-Angaben sind in Sudan mehr als eine Million Menschen auf der Flucht. Weitere rund 130.000 Menschen seien nach Tschad geflohen.

Indirekte Friedensgespräche haben im Nachbarland Tschad begonnen, sind aber nicht recht in Gang gekommen. Die Regierungsdelegation wohnte der Eröffnungszeremonie nicht bei.

Am 8. April 2004 wurde ein Waffenstillstandsabkommen geschlossen. Es soll von einer Kommission mit Vertretern beider Konfliktparteien, des Tschad als Vermittler und der „internationalen Gemeinschaft“, überwacht werden. Der Waffenstillstand trat am 11. April in Kraft und ist von beiden Seiten mehrmals gebrochen worden.

Die sudanesische Regierung hat am 11. Mai 2004 einen Ausschuss eingesetzt, der den Vorwürfen von Menschenrechtsverletzungen und „ethnischen Säuberungen“ in der Region Darfur nachgehen soll. Die sudanesische Regierung wies eine Mitschuld an den Verbrechen muslimischer Milizen in Darfur zurück.

[Bearbeiten] Reaktionen des Auslands

[Bearbeiten] Vereinte Nationen

Auf ihrer jährlichen Tagung in Genf hat die UN-Menschenrechtskommission am 23. April 2004 entgegen eines Antrages der USA den Sudan nicht für die Menschenrechtsverletzungen in Darfur verurteilt. [1] Grund dafür ist, dass im Falle Darfurs zwar eine Pflicht zur Strafverfolgung bejaht wurde, aber eine Pflicht zum Eingreifen verneint wurde, da durch die Kommission kein Völkermord festgestellt worden ist. Allerdings teilt die UN-Menschenrechtskommission die Befürchtungen von UN-Generalsekretär Kofi Annan, dass die Menschenrechtsverstöße ein besorgliches Ausmaß angenommen hätten. Die Menschenrechtskommission verlangt von der Regierung in Khartum Zugang nach Darfur, um humanitäre Hilfe leisten zu können.

Am 30. Juli 2004 hat der UN-Sicherheitsrat (Resolution S/RES/1556 (2004)) die sudanesische Regierung aufgefordert, internationale Hilfsmaßnahmen zu erleichtern, die Janjaweed-Milizen zu entwaffnen und ihre Führer festzunehmen und vor Gericht zu stellen. [2] Im Falle einer Nichbefolgung droht der Sicherheitsrat mit Wirtschaftssanktionen. Gegen diese Resolution protestieren am 4. August in der sudanesischen Hauptstadt Khartum Zehntausende von Menschen, darunter auch hochrangige Regierungsvertreter.

Die Flüchtlingsorganisation der Vereinten Nationen (UNHCR) hat angefangen, Notfallhilfe ins östliche Tschad zu fliegen. Die Organisation versucht auch, die Flüchtlinge im Tschad zur Sicherheit in Lager weiter im Landesinneren zu bringen.

Innerhalb des Sudans hat das Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen (WFP) begonnen, Nothilfe nach Norddarfur zu fliegen.

Entwicklungshelfer wollen Versorgung über die Straßen der humanitäre Korridore bringen, welche die Regierung als sicher bezeichnet. Es bleiben aber Ängste, die Straßen könnten Ziele von Angriffen sein.

Der Leiter der UN-Menschenrechtskommission, Bertrand Ramcharan, bezeichnete den Krieg in Darfur vor dem UN-Sicherheitsrat als „Terrorherrschaft“.

Am 30. März 2005 beschloss der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen (UNO) in New York eine Resolution, nach der der Internationale Strafgerichtshof (ICC) in Den Haag die Kriegsverbrechen in der Region untersuchen soll. Es ist das erste Mal, dass der Rat einen Fall an den ICC weiterleitet. Das Gremium nahm einen französischen Textentwurf mit elf zu null Stimmen bei vier Enthaltungen an. Auch die USA, die den ICC nicht anerkennen, enthielten sich. Sie hatten zuvor das Zugeständnis erhalten, dass US-Bürger, die für die UNO im Sudan arbeiten, von der Resolution ausgeklammert werden. Der Sudan lehnt allerdings eine Verhandlung gegen mutmaßliche sudanesische Kriegsverbrecher im Ausland ab.

Erstmals in der Geschichte Afrikas hat ab Mai 2005 die NATO eingegriffen, nachdem die Afrikanische Union um logistische Unterstützung der Friedenstruppe in der sudanesischen Krisenregion Darfur gebeten hatte. NATO-Generalsekretär Jaap de Hoop Scheffer stellte aber klar, dass die Allianz keine Truppen in das Gebiet schicken werde. Vielmehr gehe es vorläufig um Planungskapazitäten und Logistik. Der UN-Sondergesandte Jan Pronk stellt die Verstärkung der Friedenstruppe für Anfang 2007 in Aussicht.

Die UNO zeigte sich im August 2006 besorgt über die ernste Lage in der Region. Insbesondere drohe die Gefahr, dass die Krise im Schatten des Libanonkrieges aus dem Blick der Welt gerate.[1] Auch zum Monatsende wurde diese Befürchtungen erneuert.[2]

[Bearbeiten] Europäische Union

Auf einer Tagung der EU-Außenminister im April 2004 sprachen die Delegierten nur außerhalb der Tagesordnung über die politische Lage im Westsudan.

Die Lage wurde am Montag (9. August 2004) durch Pieter Feith, dem stellvertretenden Direktor für Außen- und Sicherheitsfragen der Europäischen Union in Brüssel, nach seiner Reise in den Sudan wie folgt eingeschätzt "Wir haben dort nicht die Situation eines Genozids".

[Bearbeiten] Deutsche Bundesregierung

Sudanesische Behörden haben Vertretern des Menschenrechtsausschusses des deutschen Bundestags eine Einreise in die Krisen-Region Darfur verboten. Die Behörden beschlagnahmten außerdem Filmmaterial eines Kamerateams der ARD. Die deutsche Bundesregierung hat die sudanesische Regierung mehrmals aufgefordert, den vereinbarten Waffenstillstand einzuhalten und Hilfsorganisationen Zugang zu den Flüchtlingen zu gewähren.

Während der Zeit der Regierung Schröder/Fischer wollte Außenstaatsministerin Kerstin Müller (Grüne) in der EU für ein Eingreifen der Afrikanischen Union (AU) in Darfur plädieren. Dafür sollte die EU bereitgestellte Gelder an die AU weiterleiten. Sie bezeichnete das Vorgehen der Milizen als „ethnische Säuberung“, will aber zum jetzigen Zeitpunkt über militärische Intervention nicht spekulieren, sondern erst den weiteren Verlauf der Friedensgespräche abwarten.

[Bearbeiten] Siehe auch

[Bearbeiten] Weblinks

Commons: Darfur – Bilder, Videos und/oder Audiodateien


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