Web Analytics

See also ebooksgratis.com: no banners, no cookies, totally FREE.

CLASSICISTRANIERI HOME PAGE - YOUTUBE CHANNEL
Privacy Policy Cookie Policy Terms and Conditions
Literatur der USA - Wikipedia

Literatur der USA

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Die Literatur der USA, im allgemeinen Sprachgebrauch meist als amerikanische Literatur bezeichnet, umfasst die gesamte literarische Produktion der Vereinigten Staaten und der englischen Kolonien, aus denen sie hervorgingen. Seit dem 19. Jahrhundert wird sie als eigenständige und von der englischen Literatur verschiedene Nationalliteratur begriffen und ist als solche Forschungsgegenstand der akademischen Disziplin Amerikanistik.

Der überwiegende Teil der amerikanischen Literatur ist auf Englisch verfasst; dies gilt auch für die Literatur der indianischen Ureinwohner. Die in den Sprachen nicht anglophoner Einwanderer verfasste Literatur wird meist nicht zur im Rahmen der Amerikanistik, sondern in den entsprechenden Philologien untersucht.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Merkmale der amerikanischen Literatur

[Bearbeiten] Leitmotive

Erst seit dem 20. Jahrhundert ist allgemein anerkannt, dass es eine eigenständige amerikanische Literatur gibt, die sich deutlich von der englischen unterscheidet. Ein wesentlicher Grund für diese „Spätentwicklung“ war, dass sich die frühe amerikanische Literatur stark an europäischen Vorbildern orientierte und sich erst nach einigen Jahrzehnten spezifisch amerikanische Merkmale herausbildeten. Andererseits bestritten gerade die Briten wiederholt eben diese Merkmale.

Als Reaktion auf diese Einschätzung europäischer Kritiker betonten im 19. Jahrhundert Autoren wie beispielsweise Walt Whitman und Mark Twain immer wieder ihre Americanness und stellten sich und ihren Landsleuten die Frage, was es heiße, Amerikaner zu sein, und welche Besonderheiten und Widersprüche dies mit sich bringe. Ebenfalls aus dem 19. Jahrhundert stammt der bis heute häufig wiederholte Ruf nach der Great American Novel, dem großen amerikanischen Roman, der zeigen solle, dass die Literatur der USA der europäischen ebenbürtig und die Eigenarten der Nation auszudrücken in der Lage sei. Die amerikanische Literatur vor allem des 19. Jahrhunderts ist im Zusammenhang mit dem politischen Legitimationsbedürfnis der jungen Demokratie zu sehen, besonders aber dem Wunsch, sich auch kulturell europäischen Nationen ebenbürtig zu erweisen.

Die Abgrenzung gegenüber Europa erfolgte insbesondere im direkten Kontakt mit dem alten Kontinent. Für zahlreiche Schriftsteller geriet ein oft mehrjähriger Europaaufenthalt zu einer Zeit der Identitätsfindung. Schriftsteller, die dieses Thema behandelten, sind unter anderem Benjamin Franklin, Washington Irving, James Fenimore Cooper, Nathaniel Hawthorne (Der Marmorfaun, 1860), Mark Twain (Bummel durch Europa, 1880) und Henry Adams (Mont Saint Michel und Chartres, 1904). Bei Henry James, der sich dauerhaft in England niederließ, bildet es das zentrale Thema seines umfangreichen Werks. Eine weitere Welle amerikanischer expatriates verschlug es während oder nach dem Ersten Weltkrieg nach Europa; sie ging als Lost Generation in die amerikanische Literaturgeschichte ein. Aber auch in zeitgenössischen Romanen wie etwa in Jonathan Franzens Die Korrekturen (2001), Jeffrey Eugenides', Middlesex (2002) oder Jonathan Safran Foers Alles ist erleuchtet (2002) brechen die Protagonisten nach Europa auf, um dort ihre Wurzeln zu suchen und so ihre Identität als Amerikaner besser zu verstehen. Das Gegenstück zu diesem so genannten European theme bilden die Werke, die sich mit der Erfahrung der Einwanderer in Amerika befassen. Der Mähre Karl Postl veröffentlichte ab 1828 unter dem Pseudonym Charles Sealsfield seine Eindrücke von der Neuen Welt noch in deutscher Sprache. Abraham Cahan gründete zwar die größte jiddischsprachige Tageszeitung der USA, veröffentlichte seine Immigranten- und Ghettoromane (Yekl, 1896) jedoch auf Englisch. Um 1900 nahmen sich viele Romanciers vor allem naturalistischer Prägung des Massenelends unter den Immigranten an. Aber auch Vladimir Nabokovs Lolita (1955) kann durchaus als Immigrantenroman gelesen werden; der Autor wie auch sein Protagonist Humbert Humbert sehen die USA aus dem Blickwinkel eines Europäers.

Washington überquert den Delaware. Gemälde von Emanuel Leutze, 1851
vergrößern
Washington überquert den Delaware. Gemälde von Emanuel Leutze, 1851

Amerikanische Autoren setzten sich auch oft mit den „Gründungsmythen“ der Nation auseinander, die ein rhetorisches Erbe der Puritaner und der frühen Republik darstellen. Zu diesen zählt der amerikanische Exzeptionalismus, also das Selbstverständnis der Nation als „Stadt auf dem Hügel“, an deren Vorbild sich die Welt erfreuen solle, oder als neues Kanaan. Ein typisch amerikanisches Genre ist daher die Jeremiade, die das mit Amerika verknüpfte Versprechen eines Gelobten Landes der gesellschaftlichen Realität gegenüberstellt und somit umkehrt. Ein weiterer spezifisch amerikanischer Topos ist der Erfolgsmythos, wahlweise auch American Dream oder Gospel of Success genannt. Die Vorstellung, dass es in Amerika ein jeder mit harter und ehrlicher Arbeit weit bringen könne (in einer klassischen Version vom Tellerwäscher zum Millionär), durchzieht etwa die Romane Horatio Algers und lässt sich über Benjamin Franklin bis hin zum Puritanismus des 17. Jahrhunderts zurückverfolgen, wie Max Weber 1905 in Die protestantische Ethik und der 'Geist' des Kapitalismus gezeigt hat. Ebenso oft wurde sie in Frage gestellt, wie die Vielzahl sozialkritischer Romane vor allem seit den Zeiten des Naturalismus bezeugt.

Seit der Unabhängigkeit 1776 und der Errichtung der Demokratie spielt auch die Auseinandersetzung mit dem politischen System eine große Rolle in der amerikanischen Prosa. Viele Schriftsteller - von Washington Irving über John Dos Passos bis hin zu Gore Vidal - beriefen sich auf die Gründerväter der Nation wie George Washington und Thomas Jefferson, um die First Principles der Nation zu beschwören. Dem stehen aber auch eine große Anzahl politischer Romane gegenüber, die das Gelingen des Experiments Amerika in Frage stellen.

Die Auffassung, dass die USA einen Sonderfall in der Geschichte des Westens darstelle, gab in ihren Anfängen auch der Amerikanistik ein ideologisches Gerüst. Sie bildete sich in den 1930er und 1940er Jahren als gleichermaßen kultur- wie literaturwissenschaftlich orientierte akademische Disziplin heraus. Als Geburtsstunde der American Studies kann die die Veröffentlichung von Vernon Louis Parringtons Main Currents in American Thought 1927. Parrington und seine Nachfolger beharrten auf der Einzigartigkeit der amerikanischen Erfahrung und suchten die Charakteristika des behaupteten amerikanischen Nationalcharakters auch und vor allem in der amerikanischen Literatur freizulegen. Der homo americanus zeichnet sich im Parrington-Paradigma durch Individualismus, Liberalismus, Idealismus und Pragmatismus aus. Perry Miller verortete in mehreren einflussreichen Studien die Ursprünge des Amerikanismus im neuenglischen Puritanismus, seine Perfektion im Transzendentalismus des 19. Jahrhunderts. In F. O. Matthiesens "The American Renaissance" (1941) wurden die Schriftsteller der amerikanischen Romantik zu Barden des amerikanischen Freiheitswillens verklärt. Frederick Jackson Turner hatte 1893 behauptet, dass sich das amerikanische Gemüt an der Frontier, der Siedlungsgrenze, entwickelt habe, und die Vorstellung einer gewissen paradiesischen Unschuld der Besiedler der Neuen Welt wurde etwa von R. W. B. Lewis 1955 in The American Adam aufgegriffen.

In Love and Death in the American Novel behauptete Leslie Fiedler 1957, der amerikanische Roman sei "im wesentlichen frauenlos". Das zentrale Thema der europäischen Literatur sei die Liebe zwischen Mann und Frau, während die amerikanischen Klassiker von James Fenimore Cooper über Melvilles Moby Dick und Twains Huckleberry Finn bis in die Gegenwart hinein meist reine Männergesellschaften darstellten. Der amerikanische Schriftsteller, so Fiedler, flüchte sich aus Furcht vor der Ehe immer wieder in die Weiten des amerikanischen Westens, auf See, in den Krieg oder in seine Jugend. Fiedler deckte in Klassikern wie Moby Dick und Huckleberry Finn auch homoerotische Subtexte auf, rückte zudem auch das Rassenproblem der amerikanischen Gesellschaft und Literatur ins Licht und nahm so spätere Entwicklungen wie Gender Studies und Queer Theory vorweg.

In den 1960er Jahren geriet mit der Bürgerrechtsbewegung und dem aufkommenden Feminismus das ideologische Fundament der Amerikanistik und somit auch der Kanon ins Wanken. Die Literatur bisher unterrepräsentierter Bevölkerungsgruppen - Frauen, Schwarze, verschiedene Einwanderergruppen - wurde seither in die Schul- und Universitätslektürelisten aufgenommen.

[Bearbeiten] Gattungen

[Bearbeiten] Prosa

Die short story (Kurzgeschichte) hat in der amerikanischen Literatur seit dem 19. Jahrhundert einen hohen Stellenwert, so dass sie oft als typisch amerikanische Textsorte angesehen wird. Fast alle bedeutenden Romanschriftsteller arbeiteten auch in diesem Genre. Einige verfassten auch literarturtheoretische Abhandlungen dazu, wobei sich insbesondere Edgar Allan Poes wirkungsästhetischer Ansatz als sehr einflussreich erwies - in seiner Philosophie der Komposition vertrat er den Standpunkt, dass eine Geschichte kurz genug sein müsse, um in einem Zug gelesen zu werden, damit die „Einheit des Eindrucks“ und somit die unmittelbare Wirkung der Geschichte auf den Leser gewahrt bleibt. Kurzgeschichten wurden und werden nicht nur in ausgewiesenen Literatur - und Kulturmagazinen wie dem Atlantic Monthly, dem The New Yorker oder Harper's veröffentlicht, sondern auch in Nachrichten- und Publikumszeitschriften wie der Saturday Evening Post und erreichen ein Millionenpublikum. So verhalf der Erstabdruck von Ernest Hemingways Kurzgeschichte Der alte Mann und das Meer der Zeitschrift Life 1952 zum Absatz von 5.300.000 Heften in nur zwei Tagen. Bis heute erreichen Kurzgeschichtenbände die amerikanischen Bestsellerlisten; in Europa ist dies die Ausnahme.

1851 wies Nathaniel Hawthorne seine Leser im Vorwort zu seinem Roman Das Haus der sieben Giebel darauf hin, dass sie nicht etwa einen Roman (novel) vor sich hätten, sondern vielmehr eine romance. Daher habe er sich sowohl in der Thematik wie auch in der Darstellung einen künstlerischen Spielraum erlaubt, der bei einer novel unverzeihlich sei. Hawthornes Unterscheidung wurde besonders seit den 1950er Jahren in der Literaturwissenschaft häufig bemüht, um ein charakteristisches Merkmal der amerikanischen Literatur hervorzuheben. Insbesondere im Vergleich zum englischen Roman, der seit seinen Anfängen bis heute meist als Gesellschaftsroman mit mehr oder minder realistischer Programmatik konzipiert ist, messen amerikanische Autoren der Fantasie einen größeren Stellenwert zu, um - in Hawthornes Worten - der „Wahrheit des menschlichen Herzens“ auf den Grund zu kommen. Die American romance (die deutsche Übersetzung Romanze trifft den Sachverhalt nicht) steht also in einer anti-mimetischen Tradition, der weniger an der plausiblen Illusionsbildung gelegen ist und sich stattdessen dem Schreiben selbst als Prozess der Sinnstiftung und -findung zuwendet. Diese in der Romantik wurzelnde Auffassung wurde häufig auf die literarischen Experimente der Moderne angewandt, in in jüngerer Zeit auch oft in der Diskussion um den postmodernen Roman.

[Bearbeiten] Drama

Das Drama spielte in den USA lange keine Rolle. Bei den Puritanern Neuenglands waren Theateraufführungen verboten, und noch im 19. Jahrhundert waren sie konservativen Sittenwächtern ein Dorn im Auge. Der erste Nachweis für eine Theaterkultur in den heutigen USA ist bezeichnenderweise ein Gerichtsdokument aus dem Jahr 1665: Die Schauspieler eines Ensembles wurden wegen Erregung öffentlichen Ärgernisses verhaftet. Massachusetts, Pennsylvania und Rhode Island erließen nach 1750 Gesetze, die Theateraufführungen unter Strafe stellten, und noch 1794 erklärte Timothy Dwight IV., der Präsident des Yale College, Theaterbesuche führten zum Verlust "dieses kostbarsten aller Schätze, der unsterblichen Seele."

Dennoch wurde das Theater zu einer beliebten Freizeitvergnügen, und in den größeren Städten entstanden im 18. und 19. Jahrhundert ständige Bühnen. Es wurden jedoch meist englische Stücke - vor allem Shakespeare - gegeben. 1865 wurde Abraham Lincoln während der Aufführung der englischen Farce Our American Cousin von dem Schauspieler John Wilkes Booth erschossen.

Werbung für eine minstrel show (1906)
vergrößern
Werbung für eine minstrel show (1906)

Mehr als in Europa war das Theater in den USA kommerziellen Zwängen unterworfen, was den Stücken vor allem Unterhaltungswert abverlangte. Zahlreiche Vaudeville-Ensembles tourten - oft im Gefolge von Jahrmärkten - durch das Land. Hinzu kamen zahlreiche europäische Theater- und Vaudevilletruppen, die ab der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts den amerikanischen Markt entdeckten. Noch im 20. Jahrhundert kamen nicht wenige europäische Darsteller, die später durch den Film berühmt werden sollten, auf diesem Wege in die USA; bekannte Beispiele sind Cary Grant und Stan Laurel. Aber auch europäische Stars der Hochkultur suchten im 19. Jahrhundert amerikanische Bühnen auf, beispielsweise Sarah Bernhardt und Charles Dickens (der mit szenischen Lesungen viel Geld verdiente).

Eine spezifisch amerikanische Form der Burleske war die Minstrel show, bei der weiße Schauspieler mit rußgeschwärzten Gesichtern in unverhohlen rassistischer Manier das Leben der schwarzen Bevölkerung karikierten. Das Theater wurde aber auch von den Abolitionisten als politisches Medium genutzt; Adaptionen von Harriet Beecher Stowes Roman Onkel Toms Hütte waren Publikumsmagneten. Der New Yorker Broadway wurde gegen Ende des 19. Jahrhunderts Zentrum des nationalen Theaterbetriebs und Ausgangspunkt neuer Entwicklungen wie des Musicals.

Im 20. Jahrhundert machte der Aufstieg des Hollywood-Kinos dieser Theaterkultur den Garaus, doch nun traten auch zunehmend Dramatiker hervor, die sich der Hochkultur verpflichtet sahen. Hier sind insbesondere Eugene O'Neill, der 1936 den Literaturnobelpreis erhielt, Arthur Miller (Tod eines Handlungsreisenden, 1949), und T.S. Eliot (Mord im Dom, 1935) zu nennen. Viele erfolgreiche Stücke wurden auch für die Leinwand adaptiert, so etwa Tennessee Williams' Endstation Sehnsucht. Thornton Wilders Unsere kleine Stadt (1938) ist vom epischen Theater Brechts geprägt; heute ist es in den USA das wohl bis heute meistaufgeführte Stück - insbesondere bei Schultheatergruppen erfreut es sich ungebrochener Beliebtheit.

Nach dem Zweiten Weltkrieg entwickelte sich die Living Theatre-Bewegung. Der bedeutendste amerikanische Vertreter des absurden Theaters ist Edward Albee (Wer hat Angst vor Virginia Woolf?, 1962). Bis heute führt die amerikanische Theaterkultur jedoch - im Vergleich zur europäischen - ein Nischendasein. Ein wesentlicher Grund dafür ist, dass der Theaterbetrieb in den USA nicht staatlich subventioniert wird.

[Bearbeiten] Regionale Eigenarten

Die geografisch wie historisch bedingten Unterschiede der verschiedenen Landesteile schlagen sich auch in der Literatur nieder; oft werden Dialekte wiedergegeben, um in der local color fiction ein realistisches Bild des Alltagslebens zu vermitteln. Viele Werke wie Mark Twains Geschichten über den Mississippi River oder William Faulkners Südstaatenromane zählen zur Weltliteratur.

[Bearbeiten] Südstaatenliteratur

"Dixie" in einer Darstellung von 1904
vergrößern
"Dixie" in einer Darstellung von 1904

In den Südstaaten der USA entwickelte sich eine auf der Sklaverei und der Plantagenwirtschaft begründete aristokratische Kultur. Seit der Niederlage der Südstaaten im Bürgerkrieg wurde ihr Niedergang und das Pathos vergangener Größe zum prägenden Motiv in der Literatur. Auf die Frage, warum der Süden so viele große Schriftsteller hervorgebracht habe, antwortete Walker Percy mit dem berühmten Diktum "Because we got beat" ("Weil wir geschlagen wurden").

Im 19. Jahrhundert waren es weiße Schriftsteller, die die Antebellum-Gesellschaft zu einem harmonischen Gemeinwesen verklärten, in dem alle Männer Gentlemen, alle Frauen Ladies, und die Sklaven fröhlich, genügsam, kindsähnlich, und vor allem loyal waren. Dieses Bild wurde nach 1850 vor allem durch die so genannte Anti-Tom-Literatur verbreitet, die als Reaktion auf Harriet Beecher Stowes abolitionistischen Roman Onkel Toms Hütte entstand, und nach dem Bürgerkrieg in den Werken etwa von Henry Timrod, Sidney Lanier und Thomas Nelson Page. Den Höhepunkt erreichte diese nostalgische Verklärung in Margaret Mitchells Vom Winde verweht (1936), dem bis heute meistverkauften Roman der amerikanischen Geschichte.

Ein kritischeres Bild findet sich naturgemäß bei afroamerikanischen Schriftstellern wie Charles W. Chesnutt, aber auch bei weißen Schriftstellern des 19. Jahrhunderts wie George Washington Cable, Joel Chandler Harris oder auch bei Kate Chopin, die über die von der französischen Kolonialgeschichte geprägte Gesellschaft Louisianas schrieb. Im 20. Jahrhundert trug dieses zwiespältige Verhältnis zur Vergangenheit zur Entwicklung des Schauerroman des Südens bei. Die so genannte Southern Gothic, als deren Stammvater Edgar Allan Poe gilt, wird mithin als eigenes Genre angesehen. In ihr drückt sich in den Worten Tennessee Williams' eine "Erkenntnis der grundlegenden Scheußlichkeit der modernen Erfahrung" aus. In Williams Endstation Sehnsucht findet sich in der Figur der Blanche auch ein Archetyp dieses Genres, die jaded southern belle, eine alternde Schönheit also, die der "guten alten Zeit" hinterhertrauert. Zur Southern Gothic werden weiterhin die fantastischen Romane James Branch Cabells, und die Werke Eudora Welty und Flannery O'Connor gezählt. Ihren Höhepunkt erreichte diese Schauerliteratur in den Romanen William Faulkners.

Faulkner war auch die zentrale Figur der so genannten Southern Renaissance, der Blütezeit der Südstaatenliteratur in 1930er Jahren. Hier sind neben William Faulkner vor allem Caroline Gordon, Katherine Anne Porter, Allen Tate, und Robert Penn Warren zu nennen. Nach dem Zweiten Weltkrieg knüpften Autoren wie Truman Capote (Andere Stimmen, andere Räume), James Dickey, Carson McCullers (Das Herz ist ein einsamer Jäger, Uhr ohne Zeiger), Terry Southern, William Styron, Walker Percy, John Kennedy Toole und Harper Lee (Wer die Nachtigall stört, 1960) an diese Tradition an.

[Bearbeiten] Westen und Mittelwesten

Der Western ist auch in der Literatur ein eigenes Genre. Allerdings lebten die wenigsten Western-Autoren in der Region, über die sie schrieben. Besonders in der Trivialliteratur, aber auch in anspruchsvollen Werken wie Owen Wisters The Virginian (1902) wurde der Wilde Westen erst erfunden. In jüngerer Zeit haben Autoren wie Thomas Berger (Little Big Man, 1964) Wallace Stegner (Angle of Repose, 1972), Norman Maclean (A River Runs Through It, 1976), Larry McMurtry (Lonesome Dove-Tetralogie, 1985-97), Annie Proulx und besonders Cormac McCarthy (The Border Trilogy, 1992-98) einen differenzierteren Zugang zum Mythos des amerikanischen Westens gefunden und so eine Renaissance seiner Literatur herbeigeführt.

Der Mittlere Westen steht häufig für provinziell-hinterwälderisches Kleinstadtleben, das etwa in Sherwood Andersons Winesburg, Ohio (1919) oder in Garrison Keillors Geschichten über den fiktiven Ort Lake Wobegon mal liebevoll, mal satirisch dargestellt wird. Häufig schwingt hierbei die im kollektiven Bewusstsein der Amerikaner weit verbreitete Auffassung mit, der Mittlere Westen sei "America's Heartland", dass Amerika hier also am „amerikanischsten“, und so auch ein Anspruch auf Repräsentativität.

[Bearbeiten] Geschichte der amerikanischen Literatur

[Bearbeiten] Kolonialzeit

Der New England Primer: Die Buchstaben A bis F
vergrößern
Der New England Primer: Die Buchstaben A bis F
Frontispiz zu John Smiths Description of New England, 1616
vergrößern
Frontispiz zu John Smiths Description of New England, 1616
John Winthrop
vergrößern
John Winthrop
Cotton Mather
vergrößern
Cotton Mather
John Vanderlyns Gemälde Der Tod der Jane McCrea (1804)
vergrößern
John Vanderlyns Gemälde Der Tod der Jane McCrea (1804)
Jonathan Edwards
vergrößern
Jonathan Edwards
Benjamin Franklin am französischen Königshof
vergrößern
Benjamin Franklin am französischen Königshof

Die ersten Dokumente der amerikanischen Literatur sind Reiseberichte und Chroniken der ersten Siedlungen in Virginia und Neuengland, Tagebücher, Predigten, theologische Traktate und Gebrauchsliteratur, kaum aber Texte, die mit künstlerischem Anspruch verfasst wurden. Dies ist zum Teil auf den Asketismus der Puritaner zurückzuführen. Weltliche Genüsse waren ihnen verpönt, Theateraufführungen lange verboten. Auch in der Prosa forderten die Puritaner einen schmucklosen plain style, und so waren die Voraussetzungen für die Entwicklung einer literarischen Tradition denkbar schlecht. Andererseits war Neuengland im 17. Jahrhundert die Gesellschaft mit der höchsten Alphabetisierungsrate weltweit. Dies war der protestantischen Doktrin der sola scriptura zu verdanken, die dem Bibelstudium eine zentrale Bedeutung zumaß. Das mit über zwei Millionen Exemplaren neben der Bibel bei weitem meistgedruckte Buch der Kolonialzeit war denn auch eine Fibel, der 1690 erstmals aufgelegte New England Primer. Er ist zugleich ein Zeugnis der puritanischen Weltsicht. Bereits mit dem ersten Buchstaben wird dem Schüler die Sündhafigkeit des Menschen eingebleut; der Merkspruch lautet "Bei Adams Fall sündigten wir alle". Das erste in Nordamerika gedruckte Buch war das Bay Psalm Book (1640), eine metrische Neuübersetzung der Psalter.

Die ersten Puritaner gelangten 1620 auf der Mayflower nach Neuengland und gründeten dort die Siedlung Plymouth. Ihr Schicksal hielt ihr erster Gouverneur William Bradford in einer History of the Plymouth Plantation fest, die jedoch erst 1856 veröffentlicht wurde. Diesen so genannten "Pilgervätern" folgten ab 1630 Tausende kongregationalistische Puritaner und errichteten rund um Boston die Massachusetts Bay Colony. Ihr erster Gouverneur John Winthrop hielt noch vor der Landnahme eine Predigt, in der er das Bild von Amerika als "Stadt auf dem Hügel" prägte. Auf Winthrop und die Puritaner werden daher - nur zum Teil zu Recht - die Ursprünge des amerikanischen Sendungsbewusstseins zurückgeführt. Winthrops History of New England wurde erst 1853 veröffentlicht. Auch die Siedler Virginias waren ihre eigenen Historiker. John Smith, einer der Gründer von Jamestown, verfasste 1608 A True Relation of Occurrences and Accidents in Virginia. Sein späterer Bericht über seine angebliche Rettung durch die Indianerin Pocahontas ging in die amerikanische Folklore ein.

Zu den führenden Predigern der ersten Puritanergeneration zählten weiterhin Thomas Hooker, Richard Mather, Thomas Shepard und John Cotton. Sie hinterließen eine beträchtliche Anzahl von Predigten, theologischen Abhandlungen und Schriften zur neuenglischen Kirchengeschichte. Auch die Schriften des Abweichlers Roger Williams' über Fragen der religiösen Toleranz und der Trennung von Staat und Kirche verdienen Erwähnung. Als Krönung der puritanischen Geschichtsschreibung gelten die Magnalia Christi Americana (1702) von Cotton Mather. Mather, der gelehrteste Puritaner seiner Zeit, veröffentlichte insgesamt mehr als 400 Schriften. Viele Puritaner - darunter Winthrop und Shepard - führten Tagebücher. Diese ausgeprägte Neigung zur Introspektion hängt mit der calvinistischen Sorge um den eigenen Gnadenstand zusammen; ständig beschäftigten sich die Puritaner mit der Frage, ob ihr Handeln gottgefällig sei. Auch hielten sie nach Fingerzeigen der Vorsehung im Diesseits, insbesondere in der Natur, Ausschau. So rätselte etwa Winthrop in einem Tagebucheintrag darüber, dass die Mäuse in der Bibliothek seines Sohnes das anglikanische Book of Common Prayer anknabberten, das Neue Testament aber verschonten.

Die Dichtung konnte sich in Neuengland entfalten, doch auch sie war oft - wie etwa Michael Wigglesworths Day of Doom- als religiöse Erbauungsliteratur konzipiert. Dieses in Knittelversen gehaltene Gedicht über den Jüngsten Tag war in vielen Haushalten neben der Bibel das einzige Buch, das überhaupt zugelassen war. Die wichtigsten puritanischen Dichter waren Edward Taylor und Anne Bradstreet. Auch ihre Lyrik war von einer tiefen Religiosität geprägt, wobei beide insbesondere die calvinistische Prädestinationslehre umtrieb. Einige Gedichte Bradstreets wurden 1650 in London unter dem Titel The Tenth Muse Lately Sprung Up in America veröffentlicht. Bereits der Titel deutet darauf hin, dass man bisher die Muse kaum in Amerika vermutet hatte. Bradstreets Gedichte haben oft auch die Freuden des Ehelebens und der Häuslichkeit zum Thema. Taylor orientierte sich an der metaphysischen Dichtung John Donnes.

Einen Einblick in das Alltagsleben der Puritanerzeit gewährt das Tagebuch des Richters Samuel Sewall, von dem die Jahrgänge 1674-77 und 1685-1729 erhalten geblieben sind, und der 1704 von der Geschäftsfrau Sarah Kemble Knight verfasste Bericht einer Reise von Boston nach New York (The Journal of Madam Knight). Sewall verfasste 1700 mit dem Traktat The Selling of Joseph zudem eines der ersten Dokumente des amerikanischen Abolitionismus. Der Quäker John Woolman zog bis zu seinem Tod 1772 als Wanderprediger durch die Kolonien, um die Sklaverei als Unrecht zu geißeln. Seine posthum veröffentlichten Aufzeichnungen (The Journal of John Woolman) stellen eine Art spiritueller Autobiografie dar, sind aber auch als Zeitdokument von Bedeutung. Die ehemalige Sklavin Phillis Wheatley war die erste schwarze Dichterin, deren Werke veröffentlicht wurden (Poems on Various Subjects, Religious and Moral, 1773).

Das erste originär amerikanische Genre ist die captivity narrative* , also Erlebnisberichte von Weißen (meist Frauen), die in indianische Gefangenschaft gerieten. Der erste und bis heute wohl bekannteste ist der Bericht von Mary Rowlandson, die 1675 mit ihren drei Kindern gefangen genommen wurde. Er erlebte bis in das 19. Jahrhundert zahlreiche Auflagen und gilt als der erste amerikanische Bestseller. Eine besonders drastische Schilderung indianischer Grausamkeiten findet sich bei Mary Jemison, die 1758 während des Siebenjährigen Krieges verschleppt wurde.

In den südlicheren Kolonien entwickelte sich eine aristokratisch geprägte und im Vergleich zu Neuengland profane Kultur. Ihr bedeutendster Chronist war Robert Beverley mit The History and Present State of Virginia. Im Süden blühte auch die Satire. William Byrd lieferte mit The History of the Dividing Line (1738) eine eher humorige Version der Geschichte Virginias. Anonyme Autoren nahmen 1741 in einer True and Historical Narrative of the Colony of Georgia die Gründer dieser Kolonie aufs Korn. George Alsop schrieb über Maryland, und Ebenezer Cooke beschloss sein satirisches Versepos The Sot-Weed Factor (1708) über diese Kolonie mit dem Fluch, Gottes Zorn möge "dieses Land verwüsten, in dem kein Mann treu ist, und nicht eine Frau keusch".

Nach 1700 hatte sich der Puritanismus als religiöse und intellektuelle Kraft erschöpft, und auch die Neuengländer wandten sich zunehmend profanen Dingen zu. In detaillierten Jeremiaden beklagten die Pfarrer den Niedergang der Sitten "und produzierten so die pikanteste Prosa der Zeit" (Perry Miller). Ein letztes Aufbäumen des New England Way stellte das Great Awakening dar. Diese Erweckungbewegung wurde ab 1733 durch die flammenden Predigten Jonathan Edwards' ausgelöst, der eine Rückkehr zum orthodoxen Calvinismus forderte. 1739-40 erreichte sie ihren Höhepunkt, und 1741 hielt Edwards die Predigt Sinners in the Hands of an Angry God, in der er detailliert die Qualen beschrieb, die den Sünder vor seinem Schöpfer erwarten. Bis heute ist diese Predigt als Inbegriff der puritanischen Weltsicht bekannt. Edwards war jedoch nicht nur ein fanatischer Prediger. Er schrieb bedeutende theologische Abhandlungen und hinterließ ein Tagebuch sowie eine autobiographische Personal Narrative. 1722-23 schrieb er insgesamt 70 Resolutions nieder, also Leitlinien für einen gottgefälliges und disziplinierten Lebenswandel.

Eine ähnliche Liste von 13 Tugenden schrieb etwa zur selben Zeit Benjamin Franklin, doch ist sie bei ihm nicht religiös motiviert. Franklins Maximen sind vielmehr von den rationalistischen Ideen der Aufklärung geprägt, wie auch seine spätere politische Laufbahn. Seine journalistische und literarische Karriere begann er in Boston, wo er für die Zeitung seines Bruders Essays zu politischen und gesellschaftlichen Themen schrieb. 1733-58 gab er jährlich den Poor Richard's Almanac heraus, zu dem er vor allem Aphorismen beisteuerte, von denen viele in die Umgangssprache eingingen. Als sich der Konflikt zwischen den amerikanische Kolonien und dem englischen Mutterland verschärfte, wurde Franklin einer der führenden Köpfe der amerikanischen Unabhängigkeitsbewegung. So schrieb er auch zahlreiche politische Essays und Satiren, die in England wie in Amerika gelesen wurden. Seine unvollendete Autobiographie (1771-89) wurde in zahlreiche Sprachen übersetzt.

[Bearbeiten] Unabhängigkeit und frühe Republik

Noah Webster
vergrößern
Noah Webster
Lewis and Clark on the Lower Columbia, Gemälde von Charles Marion Russell
vergrößern
Lewis and Clark on the Lower Columbia, Gemälde von Charles Marion Russell

Der Unabhängigkeitskrieg und die Gründung der Republik gingen mit einer Politisierung der Literatur einher; viele der nach 1776 entstandenen Werke sind von einem überschwänglichen Patriotismus geprägt. Schon zu Lebzeiten erfuhren die führenden Köpfe der Revolution wie George Washington eine literarische Apotheose, etwa in Timothy Dwights Heldenepos The Conquest of Canaan (1785). Dwight zählte mit Noah Webster, John Trumbull und anderen zu der Gruppe der Hartford Wits. Dieser Intellektuellenzirkel schrieb vor allem neoklassizistische Lyrik nach englischem Vorbild, auch wenn diese Form der Dichtung in England schon lange aus der Mode gekommen war. In der satirischen Gemeinschaftsarbeit The Anarchaid (1786) kritisierten sie die politischen Wirren der Zeit. Webster erstellte zudem 1806-28 ein An American Dictionary of the English Language; auf seine Rechtschreibreform gehen die meisten Unterschiede in der Ortografie des amerikanischen gegenüber dem britischen Englisch zurück. Philip Freneau schrieb zutiefst patriotische Oden über die Revolution und die junge Republik, pries die Vorzüge amerikanischer Erzeugnisse wie Tabak und Rum, und zeichnete ein sehr wohlwollendes Bild der Indianer; er erhielt später den Beinamen "Dichter der amerikanischen Revolution". Auch die Letters of an American Farmer (1782) des französischen Emigranten Hector St. John de Crèvecoeur priesen Fleiß und den Wohlstand der Amerikaner.

Ziel der Lewis-und-Clark-Expedition (1804-06) war es, einen schiffbaren Wasserweg zum Pazifik zu finden, auch im Interesse der angestrebten Westexpansion der USA. Die Tagebücher der Expedition sind ein aufschlussreiches Zeugnis der Begegnung der Weißen mit der ihnen weitgehend unbekannten Welt der amerikanischen Natur und der indianischen Ureinwohner.

Die frühen amerikanischen Romane stehen in der Tradition des englischen Sentimentalismus in der Nachfolge Samuel Richardsons; sie bewegen sich aber überwiegend auf dem Niveau von Groschenromanen. Meist steht ein unschuldiges Mädchen im Mittelpunkt der Handlung, das von einem mehr oder minder windigen Verehrer umgarnt wird. In The Power of Sympathy (1789), der als erster amerikanischen Roman überhaupt gilt, und der heute William Hill Brown zugerechnet wird, vermag die Umworbene der Versuchung noch zu widerstehen. In Susanna Rowsons Charlotte Temple (1791) gibt die Protagonistin nach und stürzt ins Verderben. Dieser Verführungsroman erlebte bis 1900 etwa 200 Neuauflagen und ist das wohl meist gelesene amerikanische Buch der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts.

Der erste amerikanische Autor, der das Schreiben zum Beruf machte (dabei allerdings scheiterte), war Charles Brockden Brown. 1798-99 verfasste er auch aus Geldnot in nur einem Jahr vier Schauerromane: Edgar Huntly, Arthur Mervyn, Ormond und Wieland. Brown griff darin die englische Tradition der Gothic Novel auf, verlagerte in Arthur Mervyn den Schauplatz der Handlung aber von den verwunschenen Schlössern Europas in die Städte Amerikas. Brown gilt gleichsam als Wegbereiter des psychologischen Romans und übte großen Einfluss auf Edgar Allan Poe aus.

Washington Irving
vergrößern
Washington Irving
James Fenimore Cooper. Portrait von John Wesley Jarvis, 1822
vergrößern
James Fenimore Cooper. Portrait von John Wesley Jarvis, 1822

Die ersten amerikanischen Schriftsteller, die sich auch in Europa einen Namen machen und auch von ihren Büchern leben konnten, waren Washington Irving und James Fenimore Cooper. Beide wurden stark von den historischen Romanen Sir Walter Scotts beeinflusst.

Irving veröffentlichte 1819 die Essay- und Kurzgeschichtensammlung The Sketch Book of Geoffrey Crayon, Gent., in der er oftmals europäische Sagenstoffe auf amerikanischen Boden verpflanzte. Er wird heute oft als Begründer der amerikanischen short Story (Kurzgeschichte) bezeichnet. Seine romantisierenden Darstellungen des europäischen wie des amerikanischen Landlebens erscheinen jedoch heute trivial; allein die Kurzgeschichten Rip Van Winkle und The Legend of Sleepy Hollow sind heute noch einem breiten Publikum bekannt. Irving ist zudem durch seine monumentalen Biografien über seinen Namenspatron George Washington sowie über Christoph Kolumbus bedeutend. Der sich bis heute haltende Irrglaube, Kolumbus' Zeitgenossen hätten die Erde für eine Scheibe gehalten, geht auf Irvings immens populäres romantisierendes Heldenleben zurück.

Cooper schrieb die ersten Seefahrts- und Spionageromane der amerikanischen Literatur, ist aber heute vor allem für seine fünf "Lederstrumpf"-Romane (1823-41) bekannt. Diese historischen Romane behandeln das Leben an der Frontier, der Grenze zwischen der "zivilisierten" Welt der weißen Siedler und der von Indianern bewohnten "Wildnis". Wie auch Irving stellte Cooper die Indianer Nordamerikas oftmal als "edle Wilde" im Sinne Rousseaus dar. Sein literarisches Verdienst ist oft in Frage gestellt worden (berühmt wurde Mark Twains Aufsatz The Literary Offenses of Fenimore Cooper (1895)). Seine Charaktere sind meist stereotyp, die Handlung voraussehbar, der Stil oft unbeholfen. Dennoch behandelte Cooper in seinen Romanen Themen, die für die amerikanische Kultur eine besondere Relevanz haben: die Erschließung des Westens, die Zurückdrängung der indianischen Ureinwohner und die zweifelhafte Moral dieses Unterfangens. Mit seinem Spätwerk überwarf sich Cooper mit seinem Publikum, da er eine zunehmend konservativ-aristokratische Haltung gegenüber der amerikanischen Demokratie entwickelte, die er immer mehr als Pöbelherrschaft ansah.

An der Schwelle zur Romantik steht das Frühwerk William Cullen Bryants, das deutlich den Einfluss Wordsworths erkennen lässt. In Gedichten wie To a Waterfowl und Thanatopsis (1817) pries er die Erhabenheit der amerikanischen Natur; mit The Ages (1821) verfasste er ein ambitioniertes Lehrgedicht über die Fortentwicklung der Menschheit.

[Bearbeiten] Romantik

Die amerikanische Romantik erreichte ihren Höhepunkt gut drei Jahrzehnte, nachdem die europäische ihren Höhepunkt überschritten hatte, doch brachte sie einige Werke hervor, die heute zur Weltliteratur zählen. Nach einem Standardwerk des Literaturwissenschaftlers F. O. Matthiesen wird sie auch häufig als American Renaissance bezeichnet. Meist unterscheidet man die "helle" Romantik der Transzendentalisten wie Emerson und Thoreau von der "dunklen" Romantik, zu der Poe, Hawthorne und Melville gezählt werden. Die tiefe Skepsis der letztgenannten gegenüber dem Optimismus der Transzendentalisten verdeutlicht eine Glosse, die Melville in seine Ausgabe der Essays Emersons schrieb. Zu Emersons Satz "Glaube den Menschen und sie werden dir treu und ehrlich sein" notierte er: "Gott helfe dem armen Teufel, der sein Leben danach ausrichtet!".

Ralph Waldo Emerson
vergrößern
Ralph Waldo Emerson

Ein Meilenstein dieser Epoche war 1836 die Veröffentlichung von Ralph Waldo Emersons Essaysammlung Nature, in der er die Natur als wichtigste Quelle der Spiritualität und somit der Erkenntnis bezeichnete. Emerson, ein ehemaliger unitarischer Geistlicher, scharte in Concord (Massachusetts) einen Kreis Gleichgesinnter um sich. Dieser Transcendentalist Club wurde namensgebend für den Transzendentalismus, der in der Folge als philosophische, religiöse und literarische Bewegung einen großen Einfluss auf die amerikanische Geistesgeschichte ausübte. Er berief sich auf Kants Transzendentalphilosophie, die er einer mystizistisch-pantheistischen Schwärmerei dienstbar machte. Emerson vermochte fernöstliche und indische Philosophie, den deutschen Idealismus und gnostische Elemente in seine Philosophie einzuarbeiten, weshalb sie Kritikern oft als unsystematisch, wenn nicht gar wahllos erscheint. Emerson und seine Nachfolger fassten die Natur als göttlich auf, betonten den kreativen Prozess im Natürlichen und nahmen an, es gebe eine Entsprechung zwischen dem Universum und der individuellen Seele. Das Göttliche durchwirke nach dieser Auffassung die gesamte Realität, ob belebt oder unbelebt, und der Zweck des menschlichen Lebens bestehe darin, in der Einheit mit der Weltseele aufzugehen. Der Intuition kommt dabei höhere Bedeutung zu als dem Verstand. Die Mystik oder die Erkenntnis der Schönheit und Wahrheit der Natur führen zur Erfüllung der menschlichen Bestimmung. Dementsprechend kommt der Schöpferkraft des Dichters eine quasi göttliche Bedeutung zu, da er mit Hilfe seiner Phantasie Wirklichkeit durchdringen und harmonisch transzendieren kann. Ein solcher Prozess kann den Einzelnen verwandeln und vollzieht sich abseits der allgemeinen Wahrheiten und überlieferten Traditionen. So geriet Emerson auch in Konflikt mit den etablierten Kirchen Neuenglands, weil er die organisierte Religion zugunsten der intuitiven Spiritualität verwarf. Seinen Ideen verlieh er in einigen Gedichten Ausdruck, von bleibender Bedeutung sind jedoch vor allem seine Essays. Sein Vortrag The American Scholar (1837) wurde oft als "kulturelle Unabhängigkeitserklärung" der USA bezeichnet.

Walden Pond im Winter
vergrößern
Walden Pond im Winter

Henry David Thoreau lieh sich 1845 von Emerson Geld, um zwei Jahre in einer Blockhütte am Waldsee Walden Pond bei Concord zu leben. Er lebte dabei keinesfalls, wie häufig angenommen, völlig autark und isoliert von der Außenwelt - ein Gutteil von Walden (1854) behandelt Thoreaus Umgang mit seinen Nachbarn und seine Handelsgeschäfte. Thoreaus Ziel war es, "bewusst zu leben, und mich nur den wesentlichen Tatsachen des Lebens zu stellen". In Thoreaus Naturbeschreibungen klingt oft Emersons Schwärmerei an, doch seine Ausführungen über Ethik, Politik und vor allem seine penible Buchführung machen Walden zu einem sehr persönlichen Dokument, das zugleich bodenständig und utopisch erscheint. Das Streben nach einem Alternativen Lebensentwurf machte es viel später, in den 1960er Jahren, zu einem Kultbuch der Hippiebewegung. Thoreaus politischer Essay Ziviler Ungehorsam (1849) beeinflusste unter anderem Mahatma Gandhis und Martin Luther Kings Strategien des gewaltlosen Widerstands; zudem wurde aufgrund der Verehrung, die er gegenüber der Natur empfand, im 20. Jahrhundert eine Ikone der Umweltbewegung.

Walt Whitman
vergrößern
Walt Whitman

Emerson forderte wiederholt, dass die Dichtung sich von europäischen Vorbildern lösen müsse, um den Eigenheiten Amerikas gerecht zu werden. Er sah seinen Wunsch erfüllt, als Walt Whitman ihm eine Kopie seines Gedichtbandes Leaves of Grass (1855) zusandte, an dem Whitman bis zu seinem Tode 1890 arbeiten sollte. Whitman verzichtete auf Versmaß und Reime und bahnte so dem freien Vers nicht nur in der amerikanischen Lyrik den Weg. Die französischen Symbolisten (voran Rimbaud) wurden von ihm beeinflusst, ebenso die Dichter der amerikanischen Moderne, auch wenn sie dies gerne und oft bestritten ("Ich schließe einen Pakt mit dir, Walt Whitman - ich habe dich lange genug verabscheut." dichtete etwa Ezra Pound). Whitmans vor allem auf Aufzählungen und Wiederholungen setzende Elegien auf die Städte, Wälder und Menschen der USA machen ihn für viele zum amerikanischen Dichter schlechthin. Seine zentrale Metapher ist das Gras, das ihm Sinnbild für den demokratischen Gesellschaftsaufbau des Landes ist. Whitman stellte oft die Körperlichkeit des Menschen und der Sinneswelt in den Vordergrund und war so auch der erste namhafte Dichter, der unverhohlen die Sexualität - auch seine eigene Homosexualität - thematisierte. Emersons recht vergeistige Vorstellung von der Durchdringung der Welt wandelte sich bei Whitman so zu einem ausgesprochen diesseitig-materialistischen Holismus.

Nathaniel Hawthorne
Nathaniel Hawthorne

Nathaniel Hawthornes Romane und Kurzgeschichten sind dagegen von einem tiefen epistemologischen und metaphysischen Skeptizismus geprägt. Seine Themen waren oftmals die dunklen Seiten der Seele wie der Gesellschaft, also Sünde, Schuld, Strafe, Intoleranz und Entfremdung. Bereits in seiner Kurzgeschichtensammlung Twice-Told Tales (1836) zeigte er dabei eine Vorliebe für einen finsteren und oft okkulten Symbolismus in der Tradition der Schauerromane Charles Brockden Browns. In seinem Roman Der scharlachrote Buchstabe setzte er sich mit der strengen Gesellschaft seiner puritanischen Vorfahren auseinander. Der Schwärmerei der Transzendentalisten konnte er wenig abgewinnen. 1841 verbrachte er einige Zeit auf Brook Farm, einer transzendentalistisch gesinnten utopischen Kommune, und hielt das Scheitern dieses Experiments im Schlüsselroman Die Blithedale-Maskerade fest. Wie auch Emerson wurde Hawthorne noch zu Lebzeiten als einer der Begründer einer eigenständigen amerikanischen Nationalliteratur kanonisiert.

Herman Melville
vergrößern
Herman Melville

Hawthorne war das Vorbild Herman Melvilles; ihm widmete er den Roman Moby Dick (1851). Melville hatte zuvor bereits mit einigem Erfolg Südsee- und Seefahrerromane veröffentlicht. Moby Dick, ein Roman über die Walfängerei, wurde jedoch auch aus religiösen Gründen von den Literaturkritikern erbarmungslos verrissen, denn Melville zeigte in diesem ungemein komplexen Buch eine Vorliebe für das Okkulte und Satanische, für die "Schwärze der Finsternis", und stellte religiöse Glaubensgewissheiten in Frage. Es ist zugleich eine enzyklopädische Bestandsaufnahme der wirtschaftlichen, sozialen und wissenschaftlichen Aspekte des Walfangs und eine weit ausholende Reflexion über die grundlegenden Fragen des menschlichen Daseins, über das Wesen von Gut und Böse, die Begrenztheit der menschlichen Erkenntnisfähigkeit und andere religiöse und metaphysische Themen. Diktion und Form des Romans sind diesem Umstand angepasst und entsprechend vielfältig-komplex; Moby Dick ist folglich ein Mosaik verschiedenster Genres. Erst zu Beginn des 20 Jahrhunderts war der Zeitgeschmack reif für das Buch, und der in Vergessenheit geratene Melville wurde seinerzeit zu einem der Paten der Moderne. Nach dem Misserfolg von Moby Dick versuchte Melville vergebens, seinen Ruf wiederherzustellen, aber auch die Qualität seines Spätwerk, insbesondere kürzerer Prosastücke wie Billy Budd und Bartleby der Schreiber, wurde erst lange nach seinem Tod erkannt.

Emily Dickinson
vergrößern
Emily Dickinson

Emily Dickinson lebte Zeit ihres Lebens zurückgezogen und von der Literaturszene Neuenglands unbeachtet in dem kleinen Dorf Amherst (Massachusetts) und schrieb insgesamt 1775 Gedichte, von denen nur sieben zu ihren Lebzeiten gedruckt wurden. Erst nach 1950 wurden sie entdeckt und einer breiten Öffentlichkeit bekannt. In ihrer präzisen und oft seltsam modern anmutenden Lyrik drückt sich eine tiefe Spiritualität, oft aber schiere existenzielle Verzweiflung aus.

Edgar Allan Poe 1848 (Daguerreotypie)
vergrößern
Edgar Allan Poe 1848 (Daguerreotypie)

Edgar Allan Poe, der seine Kurzgeschichten in Baltimore, Richmond und Philadelphia schrieb, waren die neuenglischen Transzendentalisten suspekt; dies beruhte jedoch durchaus auf Gegenseitigkeit. Seine finsteren Visionen beeinflussten die Entwicklung der phantastischen und der Horrorliteratur nachhaltig. Mit u.a. Der Doppelmord in der Rue Morgue erfand er die moderne Detektivgeschichte. Auch die Science-Fiction-Literatur verdankt ihm entscheidende Impulse, geht es doch in seinem einzigen Roman Arthur Gordon Pym um eine realistisch präsentierte Südpolfahrt und in anderen Geschichten um Fortschritte bei der Ballonfahrt oder die Wiedererweckung von Mumien mittels Voltascher Säulen. Poe gelang es dabei, durchaus als journalistischer Scoop, Erzählungen als Reportagen in Zeitungen zu platzieren, wozu beitrug, dass er, im Unterschied zu der romantischen, phantastischen Literatur, nicht bloß fabulierte, sondern neueste Erkenntnisse der Naturwissenschaften mit erzählerischen Einfällen verband. Hierin ist er ein Vorläufer von H. G. Wells. Poes Verdienste um die Lyrik werden von heutigen Literaturkritikern zwiespältig beurteilt. Einige seiner dichterischen Werke sind eher kunstfertig als künstlerisch gelungen, andererseits gelang es ihm - auch mittels einer ausformulierten Dichtungstheorie (Die Methode der Komposition, Das poetische Prinzip) die Lyrik über Romantik und Realismus hinaus in das Gebiet symbolistischer und lautpoetischer Sprachkunst hin zu entwickeln. Manche seiner Gedichte wie Der Rabe und Annabel Lee gehören zu den meistzitierten und -parodierten nicht nur der amerikanischen Literatur.

Nach seinem frühen wie tragischen Tod (1849) geriet Poe wenn auch nicht ganz in Vergessenheit, so doch in Misskredit. In Frankreich erfreuten sich seine Werke jedoch in Übersetzungen Baudelaires und Verlaines großer Beliebtheit, und erst über diesen Umweg wurde Poes Genie schließlich auch in den USA erkannt.

Henry Wadsworth Longfellow
vergrößern
Henry Wadsworth Longfellow

Melville, Poe, Whitman und Dickinson wurden erst im 20. Jahrhundert in den Kanon der amerikanischen Literatur aufgenommen. Bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts wurden Hawthorne und Emerson stattdessen meist Autoren zur Seite gestellt, deren Ansehen heute verblasst ist, da ihre Werke späteren Kritikern allzu konventionell (und damit zu europäisch) erschienen: Oliver Wendell Holmes, Henry Wadsworth Longfellow und James Russell Lowell. Nach einem Ausspruch Holmes' werden sie als "Brahmanen von Boston" (Boston Brahmins) bezeichnet, stammten also (mit Ausnahme Longfellows) aus den vornehmsten Familien Bostons und waren allesamt eng mit der Harvard Universität verbunden. Longfellow war dort der erste Professor für moderne Sprachen und wurde in dieser Funktion 1855 von Lowell beerbt. Auch die Geschichtsschreiber Francis Parkman, William H. Prescott und J. Lothrop Motley werden ob der stilistischen Virtuosität und des erzählerischen Charakters ihrer Werke zur Literaturgeschichte der USA gerechnet. Prescott schrieb umfangreiche Werke zur Geschichte Spaniens und seiner Kolonien in der Neuen Welt, Prescott nahm sich in nicht minder epischer Breite der Geschichte der Niederlande an; Parkman ist für seine Arbeiten zur Kolonialgeschichte der USA und Kanadas berühmt geworden.

Schließlich ist noch festzuhalten, dass die Trivialliteratur im gesamten 19. Jahrhundert den Buchmarkt beherrschte, was Hawthorne zu der berühmten Aussage veranlasste, Amerika sei ganz und gar einem "verdammten Mob krakelnder Frauen" überlassen worden. Als dessen herausragende Vertreter seien Susan Warner (The Wide, Wide World, 1850) Fanny Fern (Ruth Hall, 1854) und vor allem E.D.E.N. Southworth (The Hidden Hand, 1859), genannt. Letztgenannte schrieb über Jahrzehnte hinweg fast im Halbjahrestakt Bestseller. Aber auch Männer schrieben sensationalistische Literatur; George Lippards Schauerroman The Quaker City or the Monks of Monk Hall (1845) sei hier angeführt. Zur Trivialliteratur müssen zudem die zahlreichen Romane der Abstinenzbewegung gezählt werden, in denen in oft drastischer Weise die Folgen des Alkoholkonsums geschildert werden.

[Bearbeiten] Abolitionismus und Bürgerkrieg

Im 19. Jahrhundert verschärfte sich stetig der Konflikt zwischen Nord- und Südstaaten um die Rechtmäßigkeit der Sklaverei. Er wurde auch mit literarischen Mitteln ausgetragen. Der Quäker John Greenleaf Whittier verurteilte die Ausbeutung der Sklaven vor allem als Journalist, aber auch in Gedichten wie Ichabod. Andere Gedichte Whittiers behandeln das Leben im Neuengland seiner Zeit oder sind Ausdruck seiner Religiosität; einige von ihnen wurden als Kirchenlieder vertont und werden noch heute gesungen.

Aus einer Laterna-magica-Serie zu Onkel Toms Hütte, ca. 1885
vergrößern
Aus einer Laterna-magica-Serie zu Onkel Toms Hütte, ca. 1885
Die Schlacht von Gettysburg
vergrößern
Die Schlacht von Gettysburg

Die Abolitionismusbewegung brachte einen beträchtlichen Korpus meist arg melodramatischer Trivialliteratur hervor, die die Zustände im amerikanischen Süden bloßstellen sollte. Aber auch authentische Berichte, die von ehemaligen Sklaven selbt verfasst wurden, erreichten hohe Auflagen. Bereits 1789 wurde The Interesting Narrative and the Life of Olaudah Equiano or Gustavus Vassa, the African ein Bestseller. Als die bemerkenswertesten slave narratives gelten die Autobiografien von Frederick Douglass (1845) und Harriet Jacobs (Incidents in the Life of a Slave Girl, 1861).

Der wohl folgenreichste Roman der amerikanischen Geschichte erschien 1852; Harriet Beecher Stowes Uncle Tom's Cabin (Onkel Toms Hütte) wurde im Norden ein Bestseller und war so einer der Hauptgründe für die Radikalisierung des Abolitionismus. Aus heutiger Sicht erscheint der Roman allzu rührselig, und "Uncle Tom", in Stowes Roman noch der Sympathieträger, bezeichnet heute in der Umgangssprache einen gegenüber Weißen unterwürfig auftretenden Schwarzen.

1861 brach der Bürgerkrieg aus und führte auf beiden Seiten zu einer Welle des Patriotismus, die sich auch in der Literatur niederschlug. Henry Timrod besang Ruhm und Ehre der Südstaaten, im Norden wurde Julia Ward Howes Schlachthymne der Republik (The Battle Hymn of the Republic) zum patriotischen Bekenntnis. Der einzige Schriftsteller von Rang, der als Soldat in diesem vier Jahre währenden Krieg kämpfte, war Ambrose Bierce, der seine Erfahrungen in einigen Kurzgeschichten verarbeitete. Walt Whitman (Drum-Taps, 1865) und Melville (Battle-Pieces, Aspects of the War) schrieben einige Gedichte über das Gemetzel auf den Schlachtfeldern, doch erst in späteren Jahren wurde der Bürgerkrieg zum zentralen Thema und Trauma der amerikanischen Literatur, insbesondere in den Südstaaten. Die bedeutendsten Bücher zum Thema sind Stephen Cranes Die rote Tapferkeitsmedaille (The Red Badge of Courage), (1895), Faulkners Yoknapatawpha-Romane (1930er), Stephen Vincent Benéts John Brown's Body (1928) und nicht zuletzt Margaret Mitchells Vom Winde verweht (1936).

[Bearbeiten] Realismus

Nach dem Bürgerkrieg wurde in der amerikanischen Literatur ein sozial- gesellschaftskritischer Ton prägend. Die USA waren ein Land im Umbruch. Masseneinwanderung, Industrialisierung und Urbanisierung veränderten Gesellschaft grundlegend. Die viel gelesenen Romane Horatio Algers beschworen zwar das "Land der unbegrenzten Möglichkeiten", in dem es in (in einer klassischen Version) ein jeder vom Tellerwäscher zum Millionär bringen konnte Die Realität sah jedoch anders aus, und so beschrieben viele Schriftsteller der Zeit die Schattenseiten des kapitalistischen Wirtschaftssystems. Analog zur europäischen Literatur werden die Jahre bis etwa 1900 meist unter dem Epochenbegriff des Realismus zusammengefasst. Natürlich lässt sich aber nicht die gesamte literarische Produktion dieser Jahre unter diesem Programm der wirklichkeitsgetreuen Darstellung subsumieren. So war das wohl meistverkaufte Buch der Epoche der Historienschinken "Ben Hur", verfasst vom Bürgerkriegsgeneral Lew Wallace. Edward Bellamy konnte mit seinem utopischen Roman "Looking Backward 2000-1887" ähnlich hohe Auflagen erreichen. Nach dem Vorbild Longfellows und der viktorianischen englischen Dichter der Zeit schrieben viele ihrerzeit angesehene Dichter konventionelle Lyrik, die heute in Vergessenheit geraten ist. So ist Emma Lazarus wohl nur noch deswegen bekannt, weil ihr Sonett The New Colossus (1883) am Podest der Freiheitsstatue eingraviert ist.

Nach dem Bürgerkrieg verlor Neuengland seine wirtschaftliche und auch seine literarische Vormachtstellung. Der Schwerpunkt des Literaturbetriebs verlagerte sich von Boston nach New York, und zum Ende des Jahrhunderts hatten auch Chicago und San Francisco einen regen Literaturbetrieb vorzuweisen. Die meisten Schriftsteller von Rang stammten in dieser Zeit aus dem Mittelwesten: Mark Twain aus Missouri, William Dean Howells aus Ohio, Frank Norris aus Chicago. So ist auch ein Gutteil der literarischen Produktion regional geprägt. Die local color literature, also eine Art "Heimatliteratur", suchte die Eigenarten der verschiedenen Landesteile zu vermitteln und befleißigte sich hierzu auch häufig der jeweiligen Dialekte.

Mark Twain
vergrößern
Mark Twain

In diese Regionalliteratur lässt sich auch das Frühwerk Mark Twains einordnen; es hat aber durchaus auch seinen Platz in der Weltliteratur. Die Abenteuer des Huckleberry Finn (1885) gilt heute vielen Kritikern als der erste Anwärter für den Titel der Great American Novel. In seinen Schilderungen des Lebens am und auf dem Mississippi River und im amerikanischen Westen erwies er sich als genauer Beobachter des Alltagslebens, aber auch als scharfzüngiger Kritiker der amerikanischen Gesellschaft. Nach einer Satire Twains aus dem Jahre 1873 wird die Zeit von etwa 1870 bis 1890 bis heute häufig als Gilded Age (Vergoldetes Zeitalter) bezeichnet. Twain verfasste eine Vielzahl von Romanen, Reiseberichten, Utopien, und Satiren über die verschiedensten Themen. Im Alter sah er die Welt zunehmend pessimistisch. Sein Einfluss auf die Entwicklung der amerikanischen Literatur ist immens. William Faulkner bezeichnete ihn als den "ersten wahrhaft amerikanischen Schriftsteller".

Twain steht auch exemplarisch für den frontier humour, ein spezieller Humor, der sich an der Siedlungsgrenze entwickelte und dessen Vorliebe für maßlose Übertreibungen und deftige Scherze auch ein Merkmal der Literatur des Westens ist. Bret Harte steht mit seinen Schilderungen der Pioniere in Kalifornien ebenso in dieser Tradition wie Artemus Wards und Ambrose Bierces Satiren. Bierce begann als Journalist in San Francisco mit Des Teufels Wörterbuch, einer Sammlung zynischer Definitionen, von denen einige hier nachzulesen sind. Er schrieb zudem Kurzgeschichten über den Bürgerkrieg und einige heute klassische Geister- und Horrorgeschichten.

Die Südstaaten lagen nach dem Bürgerkrieg wirtschaftlich am Boden und waren auch politisch bedeutungslos. In der Literatur des Südens wurde die "gute alte Zeit" vor dem Krieg oftmals nostalgisch verklärt, so etwa im Werk von Thomas Nelson Page und Joel Chandler Harris; bei George Washington Cable und Charles Chesnutt wird die Gesellschaft des Südens dagegen scharf kritisiert. Der Dichter und Musiker Sidney Lanier schrieb eher düstere Oden auf seine Heimat Georgia, oft auch in Mundart. Kate Chopin schrieb über die kreolisch geprägte Gesellschaft Louisianas und löste 1899 mit dem Roman Das Erwachen einen Skandal aus, als sie Ehebruch und Mischehen thematisierte. Dieser Roman wurde bald vergessen; erst seit den 1960er Jahren hat er seinen festen Platz im Kanon. Der feministischen Literaturwissenschaft gilt Chopin als eine Ikone der Frauenbewegung.

Feministische Tendenzen lässt auch das Werk Louisa May Alcotts erkennen, deren "Little Women"-Bücher in den USA einen Stellenwert haben, der dem der "Nesthäkchen"-Reihe Else Ury im deutschsprachigen Raum entspricht. Ein weiteres bis heute gelesenes Kinderbuch der Zeit ist Frances Hodgson Burnetts "Der kleine Lord" (1886). Sarah Orne Jewett verfasste um die Jahrhundertwende einige humoristische Romane über die Gesellschaft Neuenglands.

Henry James, Portrait von John Singer Sargent (1913)
vergrößern
Henry James, Portrait von John Singer Sargent (1913)
Edith Wharton 1915
vergrößern
Edith Wharton 1915

Als Vater des bürgerlichen Realismus als literarischer Strömung gilt William Dean Howells, der sich an europäischen Vorbildern wie Ibsen und Tolstoi orientierte. Er behandelte in zahlreichen Romanen, Kurzgeschichten und Dramen vor allem das Leben der amerikanischen Mittelschicht, zeigte aber etwa in seinem bekanntesten Roman "The Rise of Silas Lapham" auch Spannungen zwischen den sozialen Schichten auf. Howells stieg bald zum Paten der New Yorker Literaturszene auf. Heute ist sein Ansehen recht verblasst, weil er - im Vergleich zu den europäischen Realisten, aber auch zu Mark Twain - allzu zahm und prüde erscheint. So erwähnte er in seinen rund drei dutzend Romanen nicht ein einziges Mal Ehebruch.

In Henry James' Werk spielt das European theme, der Antagonismus zwischen der "Alten Welt" Europa mit seiner langen kulturellen Tradition und der Naivität der "Neuen Welt" Amerika oft eine zentrale Rolle. Da er sich 1875 in England niederließ, beansprucht ihn häufig auch die englische Literatur für sich. Seine Romane zeichnen sich durch die sorgfältige Beschreibung des Innenlebens seiner Charaktere, insbesondere seiner Frauenfiguren, aus (Portrait of a lady 1881). Dieser psychologische Realismus übte großen Einfluss auf Schriftsteller der Moderne aus, etwa auf die Technik des "Bewusstseinsstroms" (stream of consciousness, den Begriff prägte sein Bruder William James). James' Behauptung, dass es einer "alten Zivilisation" bedürfe, um die Schaffenskraft des Romanciers in Gang zu setzen, stand im Widerspruch zur damals propagierten Emanzipation der amerikanischen Literatur, und so musste er sich einiger Anfeindungen erwehren. Aber auch die ungeheure, wenn auch oft ermüdende, Präzision seines Stils und die Handlungsarmut seiner Werke brachte ihm viel Spott ein. H.G. Wells verglich ihm mit einem Nilpferd, das eine Erbse vor sich herrollt; Ezra Pound bezeichnete The Spoils of Poynton (1897) als einen "Roman über Möbel".

Wie James schrieb auch Edith Wharton bevorzugt über die oberen Gesellschaftsschichten* , insbesondere über die oberen Zehntausend* New Yorks, der sie auch selbst entstammte. In ihrem Werk werden deren gesellschaftliche Konventionen aber oft in einem spöttelnden Ton als heuchlerisch bloßgestellt; auch die unterdrückte Sexualität wird dezent thematisiert.

Henry Adams' konnte sich noch vornehmerer Ahnen rühmen: Er war der direkte Nachfahre zweier amerikanischer Präsidenten, John Adams und John Quincy Adams. Sein eigenes Scheitern im politischen wie im persönlichen Bereich führte bei ihm zu einer zutiefst pessimistischen Weltsicht, die er in seiner Autobiografie The Education of Henry Adams (1907) vom gesellschaftlichen Rahmen auf kosmische Dimensionen erweiterte. So führte er das Konzept der Entropie in die Geschichtsphilosophie ein: wie jedes System seien auch politische und soziale Strukturen dem zweiten Gesetz der Thermodynamik unterworfen und - wie der gesamte Kosmos- letztlich dem Untergang geweiht.

[Bearbeiten] Naturalismus

Jack London
vergrößern
Jack London
Schlachthof in Chicago, 1909
vergrößern
Schlachthof in Chicago, 1909

Wie auch in der europäischen Literatur radikalisierte sich der Realismus in der Darstellung wie auch in politischer Hinsicht und ging so in den Naturalismus über. Das Massenelend in den Städten wurde nun zum beherrschenden Thema der Literatur, mit all seinen Schattenseiten: die Zerrüttung von Familien und Ehen, Alkoholismus, Kriminalität und Prostitution. Ein sozialdarwinistisch geprägtes Weltbild zeigte nun den Menschen als Triebwesen, die Gesellschaft als stetigen Kampf zwischen Individuen. Diente diese These vielen Industriellen als Rechtfertigung für den Kapitalismus, so ist bei vielen naturalistischen Schriftstellern eine gewisse Nostalgie nach humanistischen Werten spürbar. Ihre Werke verbanden sich mit dem Ruf nach sozialen Reformen, der sich in der Politik im Progressivismus eines Theodore Roosevelt, aber auch in radikalerer Form im erstarkenden Sozialismus widerspiegelte.

Stephen Cranes Hauptthema war der Krieg: als Kriegsberichterstatter lieferte er Reportagen aus dem spanisch-amerikanischen Krieg, sein Roman The Red Badge of Courage (1895) stellt vor dem Hintergrund des amerikanischen Bürgerkriegs die militärische Vorstellung von Ehre in Frage. Jack London bereiste als Abenteurer die Südsee und zog während des Klondike-Goldrauschs nach Alaska. Seine Erfahrungen flossen in Romane wie Der Seewolf, Der Ruf der Wildnis und Wolfsblut ein, in der er die Kreatürlichkeit des Menschen im Kampf um das Überleben in der Natur thematisierte; in König Alkohol nahm er sich auch des Elends des städtischen Proletariats an. Sein Spätwerk stellte er in den Dienst sozialistischer Ideen. Frank Norris gehörte wie London der radikalen Literaturszene San Franciscos an. Seine vom klassischen Naturalismus Zolas inspirierten Romane haben so auch das harte Leben in Kalifornien, dem vermeintlichen gelobten Land, zum Thema. Gier nach Gold (1899) hat den niederträchtigen Mord eines Zahnarztes an seiner Frau, Der Oktopus (1901) den Kampf kalifornischer Weizenbauern gegen die Unbill der Natur und des Kapitalismus zum Thema. Der amerikanische Naturalismus wurde in seiner Entwicklung wohl auch durch den frühen Tod seiner Protagonisten geschwächt: keiner der drei genannten wurde älter als vierzig Jahre.

Als Muckraker (in etwa "jemand der im Dreck wühlt") wurden um die Jahrhundertwende Sozialreformer bezeichnet, die die oft katastrophalen Lebensverhältnisse der Unterschichten ins öffentliche Bewusstsein trugen. Jakob Riis' How the Other Half Lives ist eines der bahnbrechenden Werke des investigativen Journalismus. Upton Sinclair deckte in Der Sumpf (1906) die hygienischen Missstände in den Schlachthöfen Chicagos, aber auch die Ausbeutung der Arbeiter auf. Die Veröffentlichung des Romans führte noch im selben Jahr zum Erlass einer neuen Hygieneverordnung zur Fleischverarbeitung.

Theodore Dreisers Schwester Carrie (1901) behandelt den sozialen und moralischen Abstieg eines Bauernmädchens, das es nach Chicago verschlägt. Blieb dieser Roman seinerzeit noch fast ohne Resonanz, so hatten Dreisers spätere sozialistisch getönten Werke (Eine amerikanische Tragödie, 1925) großen Einfluss auf die neonaturalistische Prosa der 1930er, also etwa auf Erskine Caldwell, John Steinbeck, und James T. Farrell.

[Bearbeiten] Die Moderne

Die Moderne begann in der amerikanischen Literatur in der Lyrik und war in ihren Anfängen eine Exilbewegung. Gertrude Stein hatte sich 1902 in Paris niedergelassen, und ihr sollten in den folgenden Jahren zahlreiche Schriftsteller und Dichter über den Atlantik folgen. In den Salons von Paris und London fanden sie, was sie in den USA vermissten: eine experimentierfreudige literarische Avantgarde. So ist die Entwicklung der amerikanischen und europäischen Lyrik in dieser Zeit eng miteinander verbunden, was sich auch in den Biografien ihrer Protagonisten widerspiegelt: T. S. Eliot wurde 1927 britischer Staatsbürger, der englische Dichter W. H. Auden wurde 1946 Amerikaner. Noch vor dem Ersten Weltkrieg siedelten Ezra Pound, H. D. und auch T. S. Eliot nach London über. Nach dem Ersten Weltkrieg verlagerte sich der Brennpunkt der literarischen Moderne nach Paris; eine zweite Auswanderergeneration folgte Stein. Wenn auch nicht alle, so doch viele bedeutende amerikanische Schriftsteller der 1920er und 30er Jahre verbrachten einige Zeit in Europa; Stein prägte Hemingway gegenüber für sie den Begriff Lost Generation. Stein, Pound und Eliot blieben bis zu ihrem Tod in Europa, die meisten kehrten jedoch in ihre Heimat zurück, nachdem sie den Höhepunkt der Bewegung überschritten sahen. Ihre Ernüchterung hielt Malcolm Cowley 1934 in "Exile's Return" fest. Andere Literaten konnten sich für die europäische Kultur nicht erwärmen und sahen ihre Aufgabe in der Verhandlung spezifisch amerikanischer Themen, oft auch in typisch amerikanischer Diktion. So unterscheidet man insbesondere in der Dichtung die Kosmopoliten Stein, Pound und Eliot von "heimischen Gewächsen" wie William Carlos Williams.

Zum Zentrum der Moderne in den USA wurde New York, in der Literatur ebenso wie in den bildenden Künsten. Der Beginn der Moderne wird hier häufig auf das Jahr 1913 datiert, als die Armory Show ihre Pforten öffnete. In New York war zunächst der Fotograf Alfred Stieglitz der Pate der Avantgarde. Dorothy Parker und F. Scott Fitzgerald wurden hier zu Chronisten der "wilden Zwanziger" und des Jazz Age, und John Dos Passos schrieb mit "Manhattan Transfer" den bekanntesten Großstadtroman der amerikanischen Literatur.

Besonders nach dem Ersten Weltkrieg war die Literatur der Moderne von einem Kulturpessimismus geprägt, der mal nostalgisch, mal fatalistisch geprägt war. Fitzgerald schrieb, seine Generation sei zu der Erkenntnis gelangt, dass "alle Götter tot, alle Kriege gekämpft, jeder Glaube zerstört" seien.

Die Literatur wurde in den 1920er und 1930er Jahren aber auch zunehmend politisch, als sich in der Gesellschaft der Konflikt zwischen konservativen und progressiven Kräften verschärfte. H. L. Mencken schrieb als Berichterstatter süffisante Kommentare zum Scopes-Prozess; als 1927 die Anarchisten Sacco und Vanzetti hingerichtet wurden, hielten vor den Gefängnistoren unter anderem John Dos Passos, Langston Hughes und Edna St. Vincent Millay Mahnwache. Viele Schriftsteller wandten sich dem Sozialismus zu und veröffentlichten in linken Blättern wie New Masses und Partisan Review. Die "proletarische Literatur" erreichte mit Werken wie Dos Passos' U.S.A.-Trilogie (1930-36) ihren Höhepunkt nach der Weltwirtschaftskrise; nach dem Hitler-Stalin-Pakt wandten sich viele Autoren wieder vom Sozialismus ab.

[Bearbeiten] Dichtung

Die Kriegsausgabe des vortizistischen Magazins Blast, Juli 1915
vergrößern
Die Kriegsausgabe des vortizistischen Magazins Blast, Juli 1915

Die Dichter der Moderne suchten sich von formalen Zwängen zu befreien. So wurden herkömmliche Gedichtformen, Metrik und Reim oftmals zugunsten des freien Verses aufgegeben, um der Organizität der Sprache Rechnung zu tragen. Experimente mit neuen Techniken wie Montage oder visueller Poesie entsprachen Entwicklungen in der Musik (Atonalität) und bildenden Kunst (Kubismus) der Zeit. Das lyrische Ich erschien nicht mehr als unproblematische und kohärente Einheit, sondern wich häufig einem Stimmengewirr verschiedener Personae, hinter denen sich der Dichter verbarg. Die Hinwendung zur Sprache ist prägend; sie spiegelt die Linguistische Wende in der Philosophie wider. Pound riet angehenden Dichtern, sie sollten sich "ein Wörterbuch kaufen, um die Bedeutung der Wörter zu lernen" und schickte sich an, die englische Sprache von historischem und ideologischem Ballast zu reinigen. William Carlos Williams definierte ein Gedicht als "Maschine, gebaut aus Wörtern". Der sprachliche Ästhetizismus der modernistischen Dichter verweigerte sich dabei bewusst einfachen oder gar jeglichen Deutungsversuchen. Berühmt wurde auch Steins Ausspruch "Eine Rose ist eine Rose ist eine Rose". Eliot antwortete auf die Frage, was die Zeile "Drei weiße Leoparden saßen in der Morgenfrische unter einem Wacholderbaum" (aus Aschermittwoch, 1930) bedeute: "Sie bedeutet 'Drei weiße Leoparden saßen in der Morgenfrische unter einem Wacholderbaum." Archibald MacLeish schrieb in seinem Gedicht Ars Poetica:"Ein Gedicht soll nicht bedeuten/Es soll sein".

Ezra Pound (1913)
vergrößern
Ezra Pound (1913)
Pounds Anmerkungen am Shih Jing, einer chinesischen Poetik
vergrößern
Pounds Anmerkungen am Shih Jing, einer chinesischen Poetik
T.S. Eliot
vergrößern
T.S. Eliot
Gertrude Stein, Portrait von Picasso, 1906
vergrößern
Gertrude Stein, Portrait von Picasso, 1906
e.e. cummings, Selbstportrait um 1920
vergrößern
e.e. cummings, Selbstportrait um 1920
Wallace Stevens
vergrößern
Wallace Stevens

In der Literaturwissenschaft entwickelte sich analog zu dieser Poetik der New Criticism. Er richtete sich gegen die akademische Literaturkritik, die sich oft nur auf historische, philologische und biographische Details der Dichtung bzw. der Dichter beschränkte, und gegen die Annahme, dass ein jedes Gedicht eine "Prosabedeutung" oder gar eine Moral berge, die im Interpretationsakt sichtbar gemacht werden müssten. Sie pochten stattdessen auf die Bedeutung einer symbolischen Sprache als Mittel der Erkenntnis und versuchten herauszufinden, "was das Gedicht als Gedicht aussagt". Ihre Analyse untersuchte so vor allem formale Aspekte des Gedichts und ist so dem späterem Strukturalismus französischer Prägung verwandt, mit dem der New Criticism seit den 1950er Jahren einherging.

Die Hauptvertreter des New Criticism waren John Crowe Ransom, Allen Tate und Cleanth Brooks, die allesamt um 1920 an der Vanderbilt University in Nashville (Tennessee) zueinander gefunden hatten. Zu Beginn ihrer Laufbahn gründeten sie den Dichterbund der Fugitives. Hinter ihrer durch und durch modernen Lyrik steckte jedoch ein ausgesprochen reaktionäres Weltbild, das sie 1930 in dem Manifest I'll Take My Stand der Nation kundtaten. Die zwölf Autoren und ihre Nachfolger wurden als Southern Agrarians bekannt; sie postulierten das Ideal einer organischen, in der heimischen Scholle verankerten Gesellschaft. Diese sahen sie in den Südstaaten gegeben, wenn auch von Industrialisierung und Urbanisierung bedroht. Die Agrarier fanden viele Anhänger, gerieten aber in Misskredit, als einige Mitglieder der Gruppe sich mit der faschistischen Bewegung Seward Collins' alliierten. Tate, Ransom und Brooks Ransom mochten sich jedoch dieser Radikalisierung nicht zuwenden und widmeten sich stattdessen der Literaturkritik und -didaktik zu. Das von Brooks und Robert Penn Warren verfasste Lehrbuch Understanding Poetry (1939) war bis in die 1970er Jahre das vorherrschende Lehrbuch an amerikanischen Colleges, und so sorgten sie schon bald für eine Kanonisierung der Moderne als neue amerikanische "Klassik".

Auch bei Eliot und Pound erscheint die Moderne als zweischneidiges Schwert. Sie sahen sich durchaus in einer großen Tradition der Dichtkunst und fanden vor allem in mittelalterlicher und fernöstlicher Dichtung Inspiration. So zitierten beide häufig Dante, und Pounds wohl bekanntestes Gedicht In a Station of the Metro ist ein Haiku. Dieser Zweizeiler ist auch exemplarisch für die Thematik der neuen Dichtung: der moderne Mensch in seiner modernen, also urbanen und industrialisierten Umwelt. Besonders nach der Erfahrung des ersten Weltkrieges machte sich eine kulturpessimistische Stimmung bemerkbar. Die Kunst erschien den Modernisten dabei als letzter Ort der Ordnung und humanistischer Werte in einer chaotischen Welt. Aus dieser Haltung folgte aber auch ein teils arroganter Elitismus, und in späteren Jahren zeigte sich auch bei ihnen die dunkle Seite der Moderne: Eliot fiel durch antisemitische Äußerungen auf; Pound siedelte nach Italien über und verteidigte den italienischen Faschismus noch im Krieg in Radioansprachen an die amerikanischen Truppen. Nach Kriegsende wurde er wegen Hochverrats angeklagt.

Pound wurde mit dem berühmten Schlachtruf "Make it New! zum Patron der englischsprachigen Moderne. Erst rief er den Imagismus, dann den Vortizismus ins Leben, arbeitete aber seit 1915 vor allem an seinem Monumentalwerk "The Cantos". Diese 117 Gesänge verhandeln eine unüberschaubare enzyklopädische Fülle von Themen und literarischen Vorbildern, oft an der Grenze der Verständlichkeit oder gar in chinesischen Schriftzeichen, vom Konfuzianismus über Thomas Jefferson bis hin zu Mussolini und schrieb so eine umfassende, wenn auch sehr eigenwillige Version der Weltgeschichte. Auch wenn Pound bis zu seinem Tod 1972 an den Cantos schrieb, blieben sie doch unvollendet.

Eliot kehrte nicht wieder in die USA zurück. Er nahm die britische Staatsbürgerschaft an, konvertierte zum Anglikanismus und legte selbst seinen einst stark ausgeprägten amerikanischen Akzent ab. 1922 veröffentlichte er das bis heute wohl bekannteste und einflussreichste Werk der englischsprachigen Moderne: "The Waste Land" (Das wüste Land) ist gespickt mit zahlreichen Zitaten und Fragmenten der Literaturgeschichte von der Bibel bis hin zu Oswald Spengler, die Eliot in einem Anhang zum Gedicht aufführte und teils erklärte. William Carlos Williams klagte Eliot daraufhin an, er habe "das Gedicht den Akademikern zurückgegeben". "Das wüste Land" ist ein ernüchterter Kommentar zum Zustand der Zivilisation, und hier wie auch in "Die hohlen Menschen" drückt sich eine Sehnsucht nach spirituellen Gewissheiten aus, die aber in einer rationalisierten Welt kaum mehr möglich erscheinen. In einem Aufsatz zu Hamlet formulierte Eliot eine Art moderne Poetologie: der Dichter beschreibe demnach nicht die Welt, wie sie sich darstellt, sondern ein "objektives Korrelat", den bereits emotional gefärbten Sinneseindruck des Beschriebenen. So solle ein "Nachfühlen" der Befindlichkeit des Dichters möglich sein. Das eher als Jux gedachte "Old Possum's Book of Practical Cats" stellte sich eher als massentauglich heraus und bildete die Vorlage für Andrew Lloyd Webbers Musical "Cats". Auch als Bühnenautor konnte Eliot später Erfolge feiern.

Gertrude Stein, die 1909 mit Drei Leben noch ein relativ konventionelles Prosaexperiment veröffentlicht hatte, wandte sich unter Pounds Einfluss ebenfalls der Lyrik zu. Ihre Gedichte gleichen oft Lautgedichten, sind also oft mehr dem Klang als dem Sinn verpflichtet. Vorbild war ihr dabei die Malerei Cézannes und die zunehmend abstrakten Werke des mit ihr befreundeten Picasso. Stein versuchte so, mit lautlichen Mitteln, aber auch durch die Gegenüberstellung semantisierbarer, also durchaus sinntragender Sprachfragmente einen Gesamteindruck zu schaffen. Pounds zeitweilige Gefährtin Hilda Doolittle, die nur unter ihren Initialen H. D. veröffentlichte, nahm sich in ihrer Dichtung klassischer Themen wie Krieg und Gewalt aus einer weiblichen, bisweilen feministischen Perspektive an. Amy Lowell, eine vermögende Lebedame, ließ sich ebenfalls von Pound inspirieren. Ihr Stil war recht eigenwillig, so dass Pound für ihn eigens den Begriff "Amygismus" erfand.

William Carlos Williams suchte in der Nachfolge Walt Whitmans eine "demokratische", also zugängliche, aber dennoch moderne Lyrik zu schreiben. Er ließ sich auch nicht von Europa locken und ließ sich in New Jersey nieder, wo er bis zu seinem Tod als Arzt praktizierte. Das Alltagsleben der Kleinstadt Rutherford war das Rohmaterial für seine Gedichte, von Miniaturen bis hin zum fünfbändigen Zyklus "Paterson". Auch Hart Crane nahm sich amerikanischer Themen an. Er neigte wie Eliot zu einem akademischen Obskurantismus, behielt aber einen strengen Formalismus bei. In dem epischen Gedicht "The Bridge" (1930) ist die Brooklyn Bridge zur zentralen Metapher für die mystischen wie die profanen Aspekte Amerikas. Im Gegensatz zu Crane experimentierte e. e. cummings mit konkreter Poesie, Lautgedichten und an Nonsens grenzenden Sprachspielen, schrieb mit "Der ungeheure Raum" (1922) aber auch einen der bedeutendsten Romane über die Erfahrung des Ersten Weltkriegs. Auch Carl Sandburgs Werk erscheint uramerikanisch, gelegentlich gar folkloristisch; ein Gutteil behandelt dabei das Leben in Chicago. Eher konventionell erscheint auch die Lyrik Stephen Vincent Benéts, der Versepen über den Bürgerkrieg (John Brown's Body, 1928) und die Westexpansion der USA (Western Star, 1943) verfasste. Beide Werke wurden mit einem Pulitzer-Preis bedacht. Genannt seien auch Don Marquis Gedichte über eine dichtende Kakerlake und eine alternde Katzendame, archy und mehitabel, die ab 1916 in verschiedenen Zeitschriften erschienen und eine formidable Parodie auf die zeitgenössische Dichtung darstellen.

Wallace Stevens' Dichtung kreist um die Möglichkeit säkularer Transzendenz: der Suche nach unmittelbarer Erfahrung in einer von den Göttern verlassenen Welt. In der Malerei des Impressionismus und dem literarischen Symbolismus europäischer Prägung sieht er Möglichkeiten, mittels der Infragestellung des Gegebenen durch die Imagination die erfahrbare Wirklichkeit des Menschen zu erweitern. Vielfach lehnt er sich dabei an die englische Romantik, besonders an Wordworth und Keats an. Auch Robert Frost stand mit seinen Gedichten über seine neuenglische Heimat in der Tradition der Romantik. Von allen genannten Dichtern ist er wohl der zugänglichste, so dass er auch noch zu Lebzeiten als Poet laureate der Nation gefeiert wurde. So kam er auch zu der Ehre, 1961 zur Inauguration John F. Kennedys sein Gedicht "The Gift Outright" zu rezitieren. Marianne Moore wollte "imaginäre Gärten mit wirklichen Kröten" erschaffen und wurde damit zu einem Aushängeschild des New Yorker Kulturbetriebs.

[Bearbeiten] Prosa

Auch die Prosa der Moderne ist von sprachlichen Experimenten geprägt. Ein Extrem stellt der knappe Stil Ernest Hemingways, ein anderes der Gongorismus William Faulkners dar. Hemingways Sätze sind kurz, oft ist die einzige Konjunktion ein unverbindliches "und", das Vokabular schlicht und von abstrakten und emotionalen Ausdrücken "gereinigt". Im Alter bezeichnete er seine minimalistische Technik als "Eisberg-Prinzip": „Ich versuche immer nach dem Prinzip des Eisbergs zu schreiben. Sieben Achtel davon liegen unter Wasser, nur ein Achtel ist sichtbar. Alles, was man eliminiert, macht den Eisberg nur noch stärker. Es liegt alles an dem Teil, der unsichtbar bleibt.“ Faulkner war dagegen nach eigener Aussage von dem Drang getrieben, „die gesamte Menschheitsgeschichte in einen Satz zu packen“, und so erreicht ein Satz in seiner Kurzgeschichte Der Bär (1942) mehr als 1800 Wörter. Er experimentierte auch mit anderen neuen Stilmitteln: seine Romane erscheinen durch häufige Wechsel der Erzählperspektive fragmentiert, häufig zudem durch traumhafte stream of consciousness-Passagen unterbrochen, so dass sich der Leser aus vielen Bruchstücken mühsam ein Gesamtbild formen muss. In John Dos Passos' U.S.A.-Trilogie wechseln sich kapitelweise konventionelle Prosa mit Bewusstseinströmen und Montagen aus Zeitungsartikeln, Werbeanzeigen und anderen found objects ab.

Hemingway ist mindestens so sehr für sein bewegtes Leben wie für sein Werk bekannt. Seine Vorliebe für schöne Frauen, Stierkampf, Hochseefischerei und Großwildjagd, seine Teilnahme am Ersten Weltkrieg, später am spanischen Bürgerkrieg, und letztlich sein Selbstmord machten ihn zu einer fast mythischen Gestalt. Seine Erfahrungen in Kriege und auf Reisen lieferten ihm auch das Material für seine Romane und Kurzgeschichten. Hemingways Charaktere verkörpern trotz aller Desillusionierung ein nachgerade machistisch anmutendes Männlichkeitsideal, in dem Konzepte wie Ehre oder Wagemut eine große Rolle spielen. Prägend ist Hemingways Todesfixierung; beide Themenkomplexe fasste er einmal lapidar so zusammen: "Der Tod ist die einzige Schlampe, die dich nie verlässt".

William Faulkner
vergrößern
William Faulkner

Faulkner gilt heute als bedeutendster amerikanischer Romancier des 20. Jahrhunderts. Sein Ruhm beruht auf den Romanen und Kurzgeschichten über das fiktive Yoknapatawpha County mit seiner Hauptstadt Jefferson, das Faulkners Heimat Oxford (Mississippi) zur Grundlage hat. Beginnend mit Sartoris und Schall und Wahn (1929) entwarf er ein ungemein komplexes fiktives Universum, das mit jedem Roman um weitere Details bereichert wurde und letztlich mythische Dimensionen annahm. Es behandelt die grundlegenden Fragen des menschlichen Daseins, derer sich Faulkner annahm: die Macht des Schicksals, die Last der Vergangenheit, Unschuld und Sünde, Erlösung und Verdammnis, Sexualität, Krieg, Rassismus, Gewalt und Tod. Sein Menschen- und Weltbild erscheint stark beeinflusst von der Philosophie Nietzsches und Bergsons und dementsprechend finster. Faulkners Werk war zunächst in den USA als anrüchig verschrien und vernachlässigt, wurde aber in Frankreich insbesondere von Sartre und anderen Existenzialisten, in Deutschland von Gottfried Benn gefeiert. Den größten Einfluss hatte Faulkner aber wohl auf die Entwicklung der lateinamerikanischen Literatur, insbesondere des magischen Realismus (Carlos Fuentes, Gabriel García Márquez). Erst mit der Verleihung des Literaturnobelpreises 1950 wurde Faulkners Statur auch in seiner Heimat anerkannt.

Thomas Wolfe
vergrößern
Thomas Wolfe
Sherwood Anderson
vergrößern
Sherwood Anderson
F. Scott Fitzgerald
vergrößern
F. Scott Fitzgerald
Dorothy Parker
vergrößern
Dorothy Parker
Langston Hughes
vergrößern
Langston Hughes
Zora Neale Hurston
vergrößern
Zora Neale Hurston

Sherwood Anderson und Thomas Wolfe waren zwei Vorbilder Faulkners. Anderson veröffentlichte 1919 Winesburg, Ohio, eine Reihe miteinander verbundener Kurzgeschichten über eine fiktive Kleinstadt im Mittelwesten und das Schicksal ihrer zumeist recht grotesken Bewohner und zeigte so, dass gerade auch die Provinzialität amerikanischer Käffer einiges Potential für die Literatur birgt. Wolfe veröffentlichte zu Lebzeiten zwei stark autobiografisch geprägte Romane (Schau heimwärts, Engel, 1929 und Von Zeit und Strom, 1935), in denen er in einer üppigen Wortgewalt sein Los beklagte. Das Schicksal Eugene Gants, des Protagonisten beider Romane, scheint umso aussichtloser, als dass er - wie sein Autor - mit dem Fluch der Südstaaten zu leben und somit zu stetigen Scheitern verdammt scheint. Bei aller Egozentrik stellt Wolfes Werk (aus seinem Nachlass wurden drei weitere Romane zusammengestellt) ein umfassendes Sittenbild der Nation dar.

F. Scott Fitzgeralds Romane und Kurzgeschichten spüren der Lage der Nation und den Problemen des menschlichen Daseins in der höheren Gesellschaft New Yorks oder in der amerikanischen Exilanten-Bohème in Europa nach, und so wurde er zum Chronisten der "wilden Zwanziger", des Jazz Age. In Der große Gatsby (1925) griff er den amerikanischen Erfolgsmythos auf und überhöhte dabei seinen tragisch endenden Protagonisten zu einer fast allegorischen Gestalt. Er war auch ein Meister des psychologischen Romans; Zärtlich ist die Nacht (1934) beschreibt den tragischen Zerfall einer Ehe. Der Roman basiert auf dem Scheitern von Fitzgeralds eigener Ehe, das sich auch in seinem Briefwechsel mit seiner Frau Zelda mitverfolgen lässt. Eine andere Beobachterin der Epoche war Dorothy Parker, die in ihren Kolumnen für den New Yorker das Stadtleben ausgesprochen spitzzüngig kommentierte. Ihr Zynismus, aber auch ihre Verzweiflung prägt auch ihre Kurzgeschichten und Gedichte.

In New York begann um etwa 1920 mit der Harlem Renaissance auch für die afroamerikanische Literatur eine Blütezeit. Wesentlichen Einfluss auf die Bewegung hatte die von Alan LeRoy Locke herausgegebene Anthologie The New Negro (1925), die Prosa, Lyrik, Theaterstücke und Essays einer neuen Generation afro-amerikanischer Autoren versammelte. In seinem Vorwort bezeichnete Locke die Abwanderung aus den Südstaaten in den Norden als "eine Art geistiger Befreiung", durch die afro-amerikanische Kunst erstmals eine eigene Identität entwickeln konnte - jenseits der weißen Vorbilder. In der Kunst der Harlem Renaissance spielen so auch afrikanische Überlieferungen, afro-amerikanische Traditionen sowie Gospel und Jazz eine große Rolle, aber auch der allgegenwärtige Rassismus der amerikanischen Gesellschaft. Auch weiße Autoren, allen voran der Journalist und Fotograf Carl van Vechten, förderten die Bewegung - und wurden von der schwarzen Moderne beeinflusst. Die Hauptvertreter der Harlem Renaissance waren Zora Neal Hurston, Langston Hughes, Claude McKay und Jean Toomer. Toomers Cane (1923) ist ein durch und durch modernistisches, wenn auch bisweilen formlos erscheinendes Werk, das Prosa, Lyrik und Drama vereint.

Mit der Weltwirtschaftskrise 1929 und der Great Depression verschärften sich die sozialen Spannungen, und die Arbeiterbewegung und der Sozialismus erstarkte in der Bevölkerung, mehr noch aber in der amerikanischen Intelligenzija. So sind denn auch die 1930er als "rote Dekade" in die amerikanische Literaturgeschichte eingegangen. Auch Größen der klassischen Moderne stellten ihre ästhetischen Experimente hintan und schrieben "proletarische" Romane, so etwa Dos Passos (U.S.A, 1930-36) und Hemingway (Haben und Nichthaben, 1937). Vorbild in Programm und Darstellung war vielen der sozialistische Realismus der Sowjetunion, doch das amerikanische Pendant zeichnet sich durch einen Hang zur Tragik aus. So sind in den Romanen John Steinbecks (Von Mäusen und Menschen, 1937; Die Früchte des Zorns, 1939 oder James T. Farrells (Studs Lonigan, 1932-35) Streiks kaum erfolgreich, und letztlich scheitern die Protagonisten an der Härte des Kapitalismus.

In vielen dieser Werke macht sich ein gelegentlich reaktionär anmutender Pastoralismus bemerkbar, die der Schollenverbundenheit der Southern Agrarians geistesverwandt erscheint, so etwa in Erskine Caldwells millionenfach verkauften Romanen über arme Farmpächter in Georgia (Die Tabakstraße, 1932; Gottes kleiner Acker, 1933) und auch in vielen im Zuge des Federal Writers' Project entstandenen Publikationen. Dieses Regierungsprojekt wurde 1935, um arbeitslosen Intellektuellen, also unter anderem Schriftstellern, Historikern und Fotografen einen Broterwerb zu verschaffen. Ihre Arbeit sollte einen Dienst an der Nation darstellen, und so waren viele der Federal Writers damit beschäftigt, das Alltagsleben und die Sozialgeschichte der USA zu dokumentieren. Von besonderer Bedeutung sind die Interviews, die in den Südstaaten mit ehemaligen Sklaven geführt wurden. Zu einer Bildikone der Zeit wurde die Fotografie Migrant Mother der Fotografin Dorothea Lange. Langes Bilder drücken wie die Romane Steinbecks und Caldwells einen Glauben an die verarmte Landbevölkerung als Hüter der "wahren" amerikanischen Tugenden aus; die Zeiten mögen hart sein, so die Botschaft, aber dank der Beharrlichkeit, dem Erfindungsreichtum und der Ehrlichkeit des amerikanischen Volkes wird sich alles zum Besseren wenden. Den Höhepunkt erreichte diese Überhöhung des Volkes in Let Us Now Praise Famous Men, einem semidokumentarischen Werk von James Agee, zu dem Walker Evans die Fotografien beisteuerte. Ähnlich ist die humanistische Grundhaltung Sinclair Lewis einzuschätzen.In zahlreichen gesellschaftskritischen, häufig aber arg moralinsauren Romanen entwarf er ein satirisches Bild des amerikanischen Mittelstandes (Babbitt, 1922). 1935 entwarf er die finstere Vision einer vom Faschismus regierten USA, beruhigte seine Leser aber mit dem Titel: Das ist bei uns nicht möglich. Wiederum ist es der unbezwingbare Freiheitswille der Amerikaner, der die Diktatur verhindert. 1930 war Lewis der erste amerikanische Schriftsteller, dem der Nobelpreis für Literatur zugesprochen wurde.

Einen Sonderfall stellt Nathanael West dar. Anders als seine Zeitgenossen schrieb er nicht über heldenhafte Arbeiter oder die Mühen von Kleinbauern, sondern beobachtete besorgt die Entwicklung der sich entwickelnden Wohlstandsgesellschaft. Proletariat und Mittelstand erschienen ihm dabei nicht als Garanten revolutionärer Aufrichtigkeit oder demokratischer Werte, sondern als leicht anfällig für totalitäre Ideen, und so gelingt in seinem Roman Eine glatte Million (1934), einer Parodie auf die Aufstiegsromane Horatio Algers, die faschistische Machtübernahme in den USA durchaus. In zwei von einem nachgerade apokalyptischen Pessimismus geprägten Romanen gerät die Macht der Massenmedien über das Bewusstsein des modernen Menschen in sein Blickfeld: die Presse in Miss Lonelyhearts (1939), die von Hollywood in Tag der Heuschrecke (1939). War West war er zu Lebzeiten völlig unbekannt, so gilt er heute als Vorläufer und Wegbereiter der Postmoderne. Auch die literarische Qualität von Henry Roths Nenn es Schlaf, einer beeindruckenden psychologischen Studie eines sechsjährigen Jungen im jüdischen Ghetto New Yorks, wurde erst in den 1950er Jahren wiederentdeckt, als die proletarische Literatur der 1930er bei Publikum wie in der Literaturkritik im Rückblick eher als Fehlentwicklung eingeschätzt wurde.

Henry Miller hatte eine ebenso ablehnende Haltung gegenüber seiner Heimat; Der klimatisierte Alptraum (1945) ist der Titel eines seiner Bücher und zugleich sein Spottname für die USA. Er erlangte mit Wendekreis des Krebses (1934) und Wendekreis des Steinbocks (1939) schnell einen Ruf als Skandalautor. Miller, wie Thomas Wolfe ein zwanghafter Egoist, schilderte darin ungeniert seine sexuellen Eskapaden im selbstgewählten Pariser Exil. In den USA erschienen diese Werke erst in den 1960er Jahren und zogen eine Reihe von Gerichtsprozessen nach sich. Sie sind - wie auch die Trilogie Nexus, Plexus, Sexus (1948-60) - jedoch nicht nur in pornografischer Hinsicht, sondern auch als spirituelle Biografie und Zeugnisse der mystischen Neigungen Millers interessant.

Natürlich verschrieben sich nicht alle Schriftsteller der Zeit der klassisch modernistischen Ästhetik oder einem sozialkritischen Programm. 1938 erhielt zur allgemeinen Überraschung und Bestürzung der amerikanischen Literaturszene Pearl S. Buck den Literaturnobelpreis. Sie war vor allem mit recht langatmigen Romanen über den Fernen Osten (Die gute Erde, 1931) in Erscheinung getreten. Margaret Mitchells Vom Winde verweht erschien 1936 und wurde schon bald zum meistverkauften Roman, die Verfilmung 1939 zum bis heute erfolgreichsten Film aller Zeiten. Einst als Trivialliteratur belächelt, wird Mitchells Epos über Glanz und Niedergang des alten Südens zunehmend auch in der Literaturwissenschaft ernstgenommen. Anders erging es Ayn Rand, die ihre millionenfach verkauften Romane zum Vehikel für ihre Philosophie des "Objektivismus", der letztlich eine Rechtfertigung des zügellosen Kapitalismus liefert, doch schart sich um ihr Werk bis heute eine oft fast sektenartig erscheinende Gefolgschaft.

[Bearbeiten] Der Zweite Weltkrieg und die Nachkriegszeit

Norman Mailer
vergrößern
Norman Mailer
Gore Vidal, 1948
vergrößern
Gore Vidal, 1948

Nach dem Zweiten Weltkrieg erschein eine große Zahl von Antikriegsromanen und Erlebnisberichten ehemaliger GIs. Für viele von ihnen war dies der Beginn ihrer Schriftstellerkarriere, so etwa für Norman Mailer (Die Nackten und die Toten, 1948) und Gore Vidal (Williwaw, 1946). James Jones' Roman Verdammt in alle Ewigkeit gewann 1952 den National Book Award, seine Verfilmung wurde 1954 mit acht Oscars ausgezeichnet; der Nachfolger Insel der Verdammten über den Pazifikkrieg wurde 1998 als Der schmale Grat für das Kino adaptiert. Auch Herman Wouks Die Caine war ihr Schicksal (1951) war als Buch wie als Film erfolgreich.

Mailer und Vidal sind bis heute zwei der politisch aktivsten Intellektuellen des Landes. Mailer ist eines der wortgewaltigsten Sprachrohre der amerikanischen Linken, kandidierte 1969 erfolglos für das New Yorker Bürgermeisteramt und schrieb Manifeste gegen den Vietnam- und jüngst auch gegen den Irakkrieg. Sein Engagement in der Antikriegsbewegung verarbeitete er 1968 in dem semifiktionalen Roman Heere aus der Nacht, in dem er selbst als Romanfigur auftritt und für den er eigens "faction" (Neologismus aus fact und fiction) als neue Literaturgattung erfand. So verwundert es auch nicht, dass ihm häufig Narzissmus, pathetisches Moralisieren und Geltungssucht vorgeworfen werden. Mailer ist aber nicht nur ein bedeutender Chronist und Kritiker der politischen, sondern auch der Popkultur des Landes. So schrieb er Biografien über Marilyn Monroe und Lee Harvey Oswald, eine Reportage über den Rumble in the Jungle, und einen Tatsachenroman über einen Mörder und dessen Hinrichtung (Gnadenlos, 1979). Seit den 1980er Jahren verfasste er vor allem monumental angelegte historische Romane.

Vidal entstammt einer traditionsreichen Politikerfamilie. 1970 gründete er noch seine eigene Linkspartei, 1982 kandidierte er für die Demokraten erfolglos für den US-Senat. Sein literarisches Werk ist ähnlich vielfältig wie das Mailers: 1948 löste mit Geschlossener Kreis, einem der ersten schwulen amerikanischen Romane, einen Skandal aus; 1968 griff er in Myra Breckinridge die Problematik der Transsexualität auf. Hinzu kommen zahlreiche Essays, Satiren und historische Romane, insbesondere ein mehrbändiger Zyklus über das politische Amerika des 19. Jahrhunderts.

James Baldwin 1955
vergrößern
James Baldwin 1955

Richard Wright und Ralph Ellison gehörten der Generation afroamerikanischer Schriftsteller an, die auf die der Harlem Renaissance folgte und in ihr Vorbilder fand, aber deren Optimismus der Resignation gewichen war. Auch ihr Thema war das Problem der schwarzen Identitätsfindung angesichts des allgegenwärtigen Rassismus der amerikanischen Gesellschaft. Die Protagonisten von Wrights Native Son (1940) und Ellisons Der unsichtbare Mann (1951), die heute als die zentralen Werke der afroamerikanischen Kultur gelten, enden beide tragisch: ersterer wird hingerichtet, weil er eine Weiße getötet hatte, letzterer flüchtet sich vor der Gesellschaft in einen Keller, in dem er Jazzplatten hört, sich betrinkt und sein Los beklagt. James Baldwin sah in zweifacher Hinsicht von der Gesellschaft ausgeschlossen: als Schwarzer und als Homosexueller, und so suchte er im französischen Exil Zuflucht. Giovannis Zimmer löste 1956 mit seiner schwulen Thematik einen Skandal aus. Nach seiner Rückkehr wurde er im Gegensatz zu Wright und Ellison mit der Bürgerrechtsbewegung auch politisch aktiv; so beteiligte er sich 1963 bei Martin Luther Kings Marsch auf Washington.

[Bearbeiten] Beat Generation und Gegenkultur

In den späten 1940er Jahren bildete sich um Allen Ginsberg, Jack Kerouac, Gregory Corso und William S. Burroughs in New York eine neue literarische Bohème, die wenig später als Beat Generation bekannt werden sollte. Ihre Mitglieder pflegten einen rastlosen und hedonistischen Lebenswandel, wandten sich den härteren Spielweisen des Jazz wie dem Bebop zu, frönten dem Drogenkonsum und der freien, oft auch gleichgeschlechtlichen Liebe, ließen sich von fernöstlicher Philosophie und mystischer Literatur inspirieren und brachten die dabei gewonnenen Erkenntnisse zu Papier. Im Kielwasser dieser Avantgarde formierten sich auch in San Francisco junge Dichter wie Kenneth Rexroth und Gary Snyder. Das Zentrum dieser so genannten San Francisco Renaissance war die 1953 von Lawrence Ferlinghetti gegründete Buchhandlung City Lights. Der enorme kulturelle Einfluss der beat poets zeigt sich darin, dass die gesamte nonkorformistische Jugendbewegung der späten 1950er und frühen 1960er Jahre nach ihnen als Beatniks bezeichnet wurden.

Allen Ginsberg und sein Freund Peter Orlowski 1978
vergrößern
Allen Ginsberg und sein Freund Peter Orlowski 1978

Ginsbergs Gedicht Howl (Das Geheul) von 1955 ist der wohl beredteste Ausdruck der Desillusionierung seiner Generation, war wegen seiner Freizügigkeit aber auch Gegenstand einiger Gerichtsprozesse. Dieser Breitseite gegen die amerikanische Befindlichkeiten ließ er mit Kaddish ein sehr persönliche Wehklage über den Tod seiner Mutter folgen. Ginsbergs Gedichte stehen in ihrer freien Form, im radikalen Individualismus und visionären Drang in der elegischen Tradition Whitmans, sind aber zugleich ironisch-verzweifelte Kommentare zum Zustand der modernen amerikanischen Gesellschaft. So wurde er auch in den 1960er Jahren, als die Beat Generation schon Geschichte war, zu einer Symbolfigur der neuen Gegenkultur der Hippies, engagierte sich für die vor allem auf dem Gebiet der Schwarzenemanzipation tätigen Bürgerrrechtsbewegung sowie die Antivietnamkriegsbewegung, pries an der Seite des „Drogenprofessors“ Timothy Leary, den therapeutischen Effekt psychedelischer Drogen und geriet so wiederholt mit dem Staat in Konflikt.

Ähnlich kontrovers sind Leben und Werk von Ginsbergs Freund und zeitweiligem Liebhaber William S. Burroughs. Burroughs, der 1951 seine Ehefrau bei einem betrunkenen Wilhelm-Tell-Spiel erschossen hatte, sprach nicht erst seitdem exzessiv den harten Drogen zu. Nach Jahren der Heroin-Sucht, die er in Mexiko und in Tanger verbracht hatte, brachte er seine im Rausch und im Entzug erlebten Halluzinationen und Assoziationen nieder; Ginsberg redigierte und ordnete die Skizzen zum Roman Naked Lunch. Dieses Werk sollte zum Gegenstand des letzten großen Zensurprozesses der amerikanischen Literatur werden. Nachdem es 1959 zunächst nur beim auf Skandalbücher undf Pornographe spezialiserten Verlag Olympia Press in Frankreich hatte erscheinen können, wurde die amerikanische Ausgabe vielerorts verboten. Erst 1966 gab der Oberste Gerichtshof von Massachusetts die Veröffentlichung auch in den USA frei. Stein des Anstoßes waren Burroughs Gewaltphantasien und die unverblümte, oft abstruse Darstellung von Sex und Drogenkonsum. Abgesehen von ihrer pornographischen Qualität bestechen Naked Lunch und Burroughs spätere Werke wie die Nova-Trilogie als beißende Satiren auf die moralische Befindlichkeit der Nation. Auch lotete Burroughs mit formalen und sprachlichen Experimenten die Grenzen von Darstellung und Erzählung aus und übte so erheblichen Einfluss auf die spätere, heute klassische Postmoderne aus. So zerschnitt er etwa mit der Cut-up-Technik Texte und ordnete sie nach dem Zufallsprinzip neu, um die chronologische und kausale Struktur der Texte, ja der Sprache selbst, zu durchbrechen.

Erzählerisch eher konventionell und daher leichter zugänglich erscheinen dagegen die Werke Jack Kerouacs, in denen zwar formale Experimente wie das automatische Schreiben auftauchen, die aber von einem eher schlicht-lässigen Ton und sprachliche Unmittelbarkeit geprägt sind. Sein bekanntester Roman On the Road (dt. Unterwegs) basiert auf gemeinsam mit Neal Cassady unternommenen road trips und beschreibt eine ziellose Reise zweier junger Männer quer durch die USA, auf der Flucht vor Zwängen und auf der Suche nach kurzweiligen Sinnesfreuden und spiritueller Erfüllung. Insbesondere in The Dharma Bums (dt. Gammler, Zen und hohe Berge) empfiehlt Kerouac eine seltsam hedonistische Variante des japanische Zen-Buddhismus als Gegenentwurf zum von Materialismus und Konformitätszwang geprägten amerikanischen Ethos:

All diese Menschen sind in einem Arbeitssystem gefangen, in dem man produziert, verbraucht, arbeitet und wieder produziert und verbraucht. Ich habe eine Vision von einer riesigen Rucksackrevolution! Tausende, gar Millionen junger Amerikaner wandern mit Rucksäcken umher und steigen auf Berge, um zu beten.

In den 1960er Jahren schien sich Kerouacs Vision zu erfüllen, als sich die Gegenkultur zu einer Massenbewegung auswuchs – unter Hippies wurden Kerouacs Romane zu Kultbüchern, neben anderen „Aussteigerbüchern“ wie Twains Huckleberry Finn, Thoreaus Walden, Salingers Fänger im Roggen und sprirituell-esoterischer Werke wie Hermann Hesses Steppenwolf.

Paul Bowles zählte zwar nicht zu den Beats, wurde aber einer ihrer Helden, auch weil er seinen alternativen Lebensentwurf verwirklicht zu haben schien. 1947 ließ er sich im marokkanischen Tanger nieder, in den folgenden Jahrzehnten wurde er dort zu einer Art Touristenattraktion für Beatniks und Hippies. Bowles erster Roman Der Himmel über der Wüste (1948) war von der französischen Existenzphilosophie geprägt, die in den USA sonst jedoch kaum Eindruck hinterließ. Seine Figuren sind oft entwurzelte Amerikaner, die an ihrer inneren Zerrissenheit und der unerfüllten Suche nach Gewissheiten zugrunde gehen. Ein weiteres Hauptmotiv Bowles ist der kulturelle Gegensatz von Orient und Okzident; arabische Einflüsse prägen auch seine zahlreichen musikalischen Kompositionen.

Eine Galionsfigur der Beatnik- wie der Hippiebewegung war Ken Kesey, der 1962 mit Einer flog übers Kuckucksnest einen Welterfolg landete. Dieser Roman über eine psychiatrische Anstalt geriet zu einer finsteren Parabel über die als totalitäres System empfundene Gesellschaft, die dem Individuum nur die Wahl zwischen unterwürfiger Selbstaufgabe oder aber Ausschluss und Bestrafung lässt − wer nicht konform geht, wird für wahnsinnig erklärt, Aufbegehren wird mit äußerster Härte bestraft, Rebellen mit behördlich sanktionierter Folter oder Lobotomie gefügig gemacht oder ausgelöscht. Auch Kesey geriet mit der staatlichen Ordnung häufiger in Konflikt, isnbesondere zu der Zeit, als er mit den „Merry Pranksters“, einer bunten Truppe von Aussteigern, in einem alten Schulbus durch die USA tourte, um in freigiebigen Happenings die Jugend des Landes von der befreienden Wirkung von LSD und anderer Rauschmittel zu überzeugen.

Der Journalist Tom Wolfe schloss sich dieser Karawane für einige Zeit an und veröffentlichte seine Berichte 1968 in dem Band The Electric-Cool-Aid Acid Test, einem der ersten Texte des New Journalism. Dieses neue, 1973 von Wolfe ausgerufene Konzept des Schreibens vermischte ähnlich wie Norman Mailers faction Dokumentation und Fiktion und machte literarische Experimente im journalistischen Schreiben populär. Während sich Wolfe, ein studierter Amerikanist, mit zahlreichen Essays als scharfsinniger Beobachter der amerikanischen Popkultur einen Namen machte, trieb Hunter S. Thompson die teilnehmende Beobachtung auf die Spitze. Im von ihm praktizierten „Gonzo-Journalismus“ wird der Autor selbst zum Mittelpunkt der Reportage. In Thompsons Fall führte dies zu besonders exzentrischen Ergebnissen, da auch er von Drogensucht und Wahnvorstellungen getrieben wurde. Sein Werk erfreut sich insbesondere seit der Verfilmung seines zwar als Roman ausgewiesenen, aber letztlich autobiographischen Buches Fear and Loathing in Las Vegas 1998 großer Beliebtheit.

Robert Lowry Black Mountain School Louis Zukofsky

Fiction Collective Black Mountain School (John Cage, Charles Olson) New York Poets (John Ashbery: The Painter, 1949; Frank O'Hara) Confessional Poets (Anne Sexton) Song-Schreiber: Bob Dylan Sylvia Plath

Charles Bukowski Hubert Selby John Rechy Ken Kesey Tom Wolfe Richard Fariña Hunter S. Thompson Richard Brautigan

[Bearbeiten] Die Postmoderne

William Gaddis Vladimir Nabokov John Barth Thomas Pynchon Kurt Vonnegut John Hawkes Donald Barthelme Robert Coover William Gass Raymond Federman Walter Abish Ishmael Reed Jonathan Lethem J.D. Salinger Saul Bellow Bernard Malamud Philip Roth John Updike Joseph Heller Joyce Carol Oates Mary McCarthy John Irving

Tennessee Williams Truman Capote Eudora Welty Flannery O'Connor Walker Percy John Kennedy Toole

Thomas Pynchon (um 1957)
vergrößern
Thomas Pynchon (um 1957)

Drama:(Arthur Miller

Weitere Dramatiker: David Mamet, Sam Shepard

Große Erfolge haben Autoren, die Science Fiction, Horror, Punk, Fantasy, Hip-Hop publizieren: Ray Bradbury (Fahrenheit 451, 1953); Marge Piercy (Die Frau am Abgrund der Zeit, 1976); Anne Rice (Interview mit einem Vampir, 1976); Kathy Acker (Punkroman Empire of the Senseless, 1988), Stephen King, Marion Zimmer Bradley (Darkover-Zyklus; Die Nebel von Avalon). Trivialliteratur:Harold Robbins, Ken Follett, Danielle Steele.

T. C. Boyle, Paul Auster, Cormac McCarthy, Bret Easton Ellis, Garrison Keillor, Armistead Maupin, Colum McCann, Michael Cunningham, Anne Tyler, Jonathan Franzen, Neal Stephenson, David Foster Wallace, Siri Hustvedt, Jeffrey Eugenides, Jonathan Safran Foer, Benjamin Kunkel

Methoden kollektiven literarischen Schaffens über neue Medien wie das Internet entstanden etwa in Gestalt von NaNoWriMo.

[Bearbeiten] Literaturpreise

Die bedeutendsten Literaturpreise der USA sind der National Book Award und der Pulitzer-Preis, die jährlich in den Kategorien Prosa, Dichtung und Kinderbuch vergeben werden, der PEN/Faulkner Award for Fiction für Prosawerke, und die O. Henry Awards für Kurzgeschichten.

Bisher wurde 11 Staatsbürgern der USA der Nobelpreis für Literatur zugesprochen:

Jahr Preisträger
Literaturnobelpreisträgerin Pearl S. Buck
vergrößern
Literaturnobelpreisträgerin Pearl S. Buck
1930 Sinclair Lewis
1936 Eugene O'Neill
1938 Pearl S. Buck
1948 T. S. Eliot
1949 William Faulkner
1954 Ernest Hemingway
1962 John Steinbeck
1976 Saul Bellow
1978 Isaac Bashevis Singer
1987 Joseph Brodsky
1993 Toni Morrison

Anmerkungen: Singer war gebürtiger Pole und schrieb fast ausschließlich auf Jiddisch. Brodsky wurde 1972 aus der Sowjetunion ausgebürgert, 1977 erhielt er die amerikanische Staatsbürgerschaft; er schrieb auf Russisch und Englisch. Bellow besaß neben einem amerikanischen auch einen kanadischen Pass. T.S. Eliot nahm 1927 die britische Staatsbürgerschaft an.

[Bearbeiten] Literatur

[Bearbeiten] Geschichte der amerikanischen Literatur

  • Robert Spiller et al. (Hrsg.): A Literary History of the United States. 4. Auflage. Macmillan, New York, 1974. ISBN 0026132109
  • Emory Elliott (Hrsg.): Columbia Literary History of the United States. Columbia UP, New York, 1988. ISBN 0231067801
  • Sacvan Bercovitch (Hrsg.): The Cambridge History of American Literature. Cambridge University Press; New York:
  • Hubert Zapf (Hrsg.): Amerikanische Literaturgeschichte. Metzler, Stuttgart, 1996 ISBN 3-476-01203-4
  • Bert Engler und Kurt Müller (Hrsg.). Metzler Lexikon amerikanischer Autoren Metzler, Stuttgart 2000. ISBN 3476016544
  • Martin Schulze: Geschichte der amerikanischen Literatur. Propyläen-Verlag, Berlin, 2002. ISBN 3549057768
  • Winfried Fluck: Das kulturelle Imaginäre. Eine Funktionsgeschichte des amerikanischen Romans 1790 bis 1900. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1997. ISBN 3518288792
  • Heinz Ickstadt: Der amerikanische Roman im 20. Jahrhundert. Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt, 1998. ISBN 3534130278

[Bearbeiten] Klassiker der amerikanischen Literaturwissenschaft

  • D. H. Lawrence: Studies in Classic American Literature. Cambridge UP, 2003. ISBN 0521550165 (Erstausgabe 1923)
  • Vernon Louis Parrington: Main Currents in American Thought: An Interpretation of American Literature from the Beginnings to 1920. Kessinger Publishing, Whitefish 2005. (1927-30)
  • F. O. Matthiesen: American Renaissance: Art and Expression in the Age of Emerson and Whitman. Oxford UP 1968. ISBN 019500759X (1941)
  • Henry Nash Smith: Virgin Land: The American West As Symbol and Myth. Harvard UP 1971. ISBN 0674939557 (1950)
  • Charles Feidelson: Symbolism and American Literature. Chicago UP 1983. ISBN 0226240266. (1953)
  • Richard Chase: The American Novel and Its Tradition. Doubleday, Garden City 1957.
  • Marcus Bewley: The Eccentric Design. Form in the Classic American Novel. Columbia UP, New York 1959.
  • R.W.B. Lewis: The American Adam. Innocence, Tragedy, and Tradition in the Nineteenth Century. Chicago UP 1959. ISBN: 0226476812 (1959)
  • Leslie Fiedler: Love and Death in the American Novel. Dalkey Archive Press, Chicago 1998. ISBN 1564781631 (1960)
  • Leo Marx: The Machine in the Garden: Technology and the Pastoral Ideal in America. Oxford UP 1999. ISBN 019513351X (1964)
  • Richard Poirier: A world elsewhere; the place of style in American literature. New York: Oxford University Press, 1966.
  • Sacvan Bercovitch: The American Jeremiad. University of Wisconsin Press, Madison 1978.

[Bearbeiten] Ausgaben der amerikanischen "Klassiker"

  • Die nicht profitorientierte Stiftung Library of America gibt gesicherte Texte der Klassiker der amerikanischen Literatur in preiswerten,leinengebundenen Ausgaben heraus. Bisher erschienen über 130 Bände. Hier gehts zur Homepage.

[Bearbeiten] Anthologien

  • The Norton Anthology of American Literature, 6th Ed. W.W. Norton: New York 2002. ISBN 0393977935
  • The Heath Anthology of American Literature, 4th Ed. Heath Mifflin: Boston 2001. ISBN 0618109196
  • The American Short Story and Its Writer: An Anthology ed. Ann Charters. Bedford Books: 2000. ISBN 0312191766
  • Norton Anthology of African American Literature. W.W. Norton: New York 2002. ISBN 0393040011
  • Jewish American Literature: A Norton Anthology. W.W. Norton: New York 1996. ISBN 0393048098
  • Hesse, Eva und Ickstadt, Heinz (Hrsg.): Englische und amerikanische Dichtung, 4 Bde. Bd.4, Amerikanische Dichtung. C. H. Beck: München 2000. ISBN 3406464637
  • Link, Franz H. (Hrsg.): Amerikanische Lyrik. Vom 17. Jahrhundert bis zur Gegenwart. (zweisprachig). Reclam: Ditzingen 1998. ISBN 3150097592

[Bearbeiten] Weblinks

[Bearbeiten] etexte

[Bearbeiten] Siehe auch


aa - ab - af - ak - als - am - an - ang - ar - arc - as - ast - av - ay - az - ba - bar - bat_smg - bcl - be - be_x_old - bg - bh - bi - bm - bn - bo - bpy - br - bs - bug - bxr - ca - cbk_zam - cdo - ce - ceb - ch - cho - chr - chy - co - cr - crh - cs - csb - cu - cv - cy - da - de - diq - dsb - dv - dz - ee - el - eml - en - eo - es - et - eu - ext - fa - ff - fi - fiu_vro - fj - fo - fr - frp - fur - fy - ga - gan - gd - gl - glk - gn - got - gu - gv - ha - hak - haw - he - hi - hif - ho - hr - hsb - ht - hu - hy - hz - ia - id - ie - ig - ii - ik - ilo - io - is - it - iu - ja - jbo - jv - ka - kaa - kab - kg - ki - kj - kk - kl - km - kn - ko - kr - ks - ksh - ku - kv - kw - ky - la - lad - lb - lbe - lg - li - lij - lmo - ln - lo - lt - lv - map_bms - mdf - mg - mh - mi - mk - ml - mn - mo - mr - mt - mus - my - myv - mzn - na - nah - nap - nds - nds_nl - ne - new - ng - nl - nn - no - nov - nrm - nv - ny - oc - om - or - os - pa - pag - pam - pap - pdc - pi - pih - pl - pms - ps - pt - qu - quality - rm - rmy - rn - ro - roa_rup - roa_tara - ru - rw - sa - sah - sc - scn - sco - sd - se - sg - sh - si - simple - sk - sl - sm - sn - so - sr - srn - ss - st - stq - su - sv - sw - szl - ta - te - tet - tg - th - ti - tk - tl - tlh - tn - to - tpi - tr - ts - tt - tum - tw - ty - udm - ug - uk - ur - uz - ve - vec - vi - vls - vo - wa - war - wo - wuu - xal - xh - yi - yo - za - zea - zh - zh_classical - zh_min_nan - zh_yue - zu -